Filmvorführung
Mittwoch, 16. Mai 2018, 18:30–20:30 „Nervenkrieg um Nordkorea: Was treibt Kim Jong Un?“ Eine Reportage von Klaus Scherer
Nordkoreas Machthaber provoziert die Welt. Ungeachtet aller UN-Resolutionen zündet er Bomben und Raketen, posiert vor immer neuen, angeblich selbst gebauten Waffen, die laut Staatspropaganda inzwischen jede Stadt des Erzfeindes Amerika atomar verwüsten können. Zugleich räumt er kaltblütig mögliche Rivalen aus dem Weg, mal durch Hinrichtungen in seinem abgeschirmten, aus der Zeit gefallenen Reich, mal auch, wie im Falle seines Halbbruders, durch ein Gift-Attentat in aller Öffentlichkeit, am Flughafen von Kuala Lumpur.
Was motiviert diesen Despoten aus der letzten stalinistischen Familien-Dynastie der Welt? Was ist sein Ziel, was seine Strategie? Und wie groß ist die Gefahr eines nuklearen Krieges, sei es aus Versehen oder aus fatalistischem Kalkül, zumal den Propaganda-Trommlern in Pjöngjang inzwischen ein US-Präsident nicht weniger martialisch zurückdroht?
NDR-Reporter Klaus Scherer, der als ARD-Korrespondent sowohl aus Amerika wie aus Fernost berichtet und auch Nordkorea mehrfach bereist hat, hat weltweit für diesen Film recherchiert. Er traf Raketenbauer und UN-Ermittler, die Kims reales Drohpotenzial sehr unterschiedlich einschätzen, dazu Unterhändler und Diplomaten, die mit Nordkoreas Regime schon früher verhandelten und schildern können, was es umtreibt und wie zielgerichtet es eine Propaganda einsetzt.
Vor allem der renommierte deutsche Rüstungsexperte Robert Schmucker, ein früherer UN-Waffeninspekteur im Irak, warnt davor, auf Kims effektheischende Waffenschau hereinzufallen. Sie sei eher ein geschickter Bluff als ein schlüssiger Beleg für kriegstaugliche Arsenale. Scherer sprach aber auch mit Kims einstigem Klassenlehrer in der Schweiz, wo der heutige Diktator unter Decknamen zur deutschsprachigen Schule ging. Erstmals schildert der Pädagoge öffentlich, wie protzig sein Schüler auftrat und gut er den Westen kannte. Zudem verglich das NDR-Team in der Ukraine Raketen sowjetischer Bauart mit Kims nahezu identischen Modellen und ließ sich zeigen, wie Fahnder in Kiew nordkoreanische Agenten überführten.
Am Ende nimmt der Film Nordkoreas Botschaft in Berlin ins Visier, die ein langjähriger UN-Ermittler als Zentrale für europaweite Spionage beschreibt – und für die Beschaffung wichtiger Komponenten in Kims Rüstungsprogramm. Dabei äußert sich der UN-Mann auffallend kritisch über deutsche Behörden.
Im Anschluss steht Herr Scherer zur Diskussion über den Film zur Verfügung.