Mittwoch, 2. Mai 2018, 18:30–20:00 Uwe Makino: „Wem gehören die Ainu-Gebeine? Forschungsgeschichte, Repatriierung, indigene Selbstbestimmung“

Im August 2017 nahm Uwe Makino als Beobachter an der Wiederbestattung von Ainu-Gebeinen teil, nachdem es zwischen der beklagten Hokkaido Universität und den Ainu aus Urahoro zu einem Vergleich gekommen war und die Universität 76 Gebeine und eine Anzahl von Grabbeigaben übergeben hatte. Dies war die bislang größte Repatriierung von Ainu-Gebeinen. Der Vortrag beleuchtet Hintergründe wie die Forschungsgeschichte an deutschen und japanischen Universitäten, die langjährigen Bemühungen der Ainu, die Gebeine der Vorfahren in die Regionen zu repatriieren, und schließlich die offizielle japanische Politik, die von einer zentralen Depot-Lagerung der etwa 1.700 Ainu-Gebeine mittlerweile ein wenig abzurücken scheint.

Das Thema wird eingebettet in die Frage der indigenen Rechte der Ainu. Aus wissenschaftlicher Sicht ist es unstrittig, die Ainu als Ureinwohner Nord-Japans anzusprechen; rechtlich jedoch sind sie bis heute als Ureinwohner nicht anerkannt, obwohl Japan die einschlägige Erklärung der Vereinten Nationen („UNDRIP“ 2007) unterzeichnet und das Parlament 2008 eine Resolution verabschiedet hat, die zur Anerkennung der Ainu als indigene Volksgruppe auffordert.

Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung auf Hokkaido wird auch das derzeit im Bau befindliche Nationale Ainu-Museum in Shiraoi würdigen, den „Symbolischen Raum für die Koexistenz der Völker“.

Uwe Makino lebt seit 1990 in Japan und lehrt Deutsch als Fremdsprache an der Chuo-Universität (Tokyo). Publikationen u.a. zu Kriegsverbrechen (Nanking), zur Leugnung des Holocaust in Japan und zu den Ainu (2015). 2016 war er zu Gast an der University of Victoria (British Columbia) und forschte zu den kanadischen Ureinwohnern.

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Sapporo (Hokkaido Universität), 19. August 2017: Überführung von Gebeinen nach Urahoro. © Uwe Makino