Montag, 5. April 2021, 18:30–20:00 Isamu Sasaki: „Eiichi Shibusawa (1840-1931): Begründer des modernen Wirtschaftssystems in Japan. Leben und Motto“

Das Siebold-Seminar ist eine Veranstaltung in japanischer Sprache zum Wirken Philipp Franz von Siebolds, die sich sowohl an Forscher als auch an interessierte Laien richtet. Auch in diesem Jahr tragen verschiedene Referenten aus ihren aktuellen Arbeiten vor. Durch den besonderen geschichtlichen und sprachlichen Hintergrund und den Reichtum an Primärquellen bietet sich das Seminar auch als Japanischkurs für Fortgeschrittene an.

Der Sprecher in diesem Monat ist Isamu Sasaki, Projektmanager Tokyo der Firma Shibusawa Warehouse Co., Ltd.

Im Jahr 1867 sandte der feudale Shōgun Yoshinobu seinen jüngeren Bruder Tokugawa Akitake (1853-1910) als Chef der großen japanischen Delegation zur Pariser Weltausstellung, um die Macht seiner Regierung zu demonstrieren. Im Gefolge befanden sich Eiichi Shibusawa als Finanzchef und Alexander, Sohn von Philipp Franz v. Siebold (1846-1911) als Dolmetscher. Alexander war damals Angestellter der Britischen Gesandtschaft zu Edo und fungierte inoffiziell als Informationsoffizier zwischen England, Frankreich und Japan.

Die Teilnahme Japans spaltete sich in drei Parteien: den Satsuma-Clan, den Saga-Clan und die Bakufu-Regierung. Diese etwas verwirrende japanische Repräsentationsteilnahme wurde auch als solche in der ausländische Presse berichtet und als harmlos dargestellt. Doch bei einem vom Kaiser Napoleon III. in Paris veranstalteten Empfang der japanischen Delegation war dieser begeistert von dem jungen 14jährigen Vertreter des Shogunats, Akitake, und dem 20jährigen Alexander, Sohn des berühmten Orientalisten Philipp Franz von Siebold. Bei jedem Empfang mit ausländischen Königen und Fürsten stellte der Kaiser nun Akitake den Gästen vor, wodurch sich auch das Bild Japans in der Öffentlichkeit schnell in Schwärmerei änderte. So konnte die Delegation ihre ursprüngliche Aufgabe in Paris erfüllen.

Kurz darauf musste die Delegation wegen des Regierungswechsels (Meiji-Restauration) nach Japan zurückkehren. Bald darauf wurden Eiichi Shibusawa und Alexander von Siebold vom Finanzminister Shigenobu Okuma als Beamte berufen. Shibusawa übernahm die Aufgabe, das Finanz- und Wirtschaftssystem neu auszurichten. Später wurde Alexander vom Außenministerium eingesetzt, wo er als „Pilot und Mentor“ tätig war.

Nachdem Okuma das Finanzministerium verlassen hatte, ging Shibusawa in die Privatwirtschaft. Er begründete nicht nur die erste japanische Nationalbank, Daiichi Kokuritsu Ginko, sondern auch die erste moderne industrielle Papierfabrik, weiterhin Elektrizitätswerke, Eisenbahnnetze in ganz Japan und über 500 Firmen, die für die Modernisierung des Landes nötig waren. Parallel zeichnete er sich durch großzügige Unterstützungen im Sozialwesen aus und war für die Gründung und Bildung von über 600 Wohlstandseinrichtungen im Bereich von Medizin, Erziehung und Armenhilfe verantwortlich.

Shibusawa
Die japanische Delegation in Paris.
Vordere Reihe links: A. v. Siebold, dahinter E. Shibusawa, Mitte: Tokugawa Akitake

Dies ist eine Veranstaltung in japanischer Sprache.