Montag, 5. Oktober 2020, 18:30–20:00 Mahito Ohgo: „Der Reformator der Medizinischen Fakultät der Universität zu Würzburg, Carl Caspar von Siebold (1736-1807) – Stammvater der Würzburger Siebold – (Großvater von Ph. Fr. v. Siebold)“

Der Vortrag beschäftigt sich mit dem Hintergrund, dem Netzwerk und der Bedeutung der Siebold-Familie bis hin in die heutige Zeit.

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Carl Caspar Siebold (1736-1807)
Ölgemälde von Johann Hirschmann, 1786. Im Institut für Geschichte der Medizin an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore

Siebold hielt die Würzburger medizinische Fakultät nicht nur in ihrem Niedergang auf, sondern führte sie an eine der ersten Stellen in Deutschland: 1770 gab es 18, 1780 45, 1790 96 und 1800 264 Medizinstudenten in Würzburg. Die Zahl von 1800 liegt bei den deutschen Universitäten – soweit die Matrikel gedruckt sind – an fünfter Stelle nach Tübingen (543), Halle (520), Göttingen (491) und Freiburg (297). Siebold veranlaßte außerdem Reformen des Medizinalwesens im Hochstift Würzburg, die von anderen Ländern als mustergültig übernommen wurden.
Seine vier Söhne erzog Siebold zu tüchtigen Ärzten. Drei von ihnen wurden Professoren der Medizin in Würzburg, der vierte Direktor des Medizinalkollegiums in Darmstadt. So konnte Professor Richter, der Carl Caspar v. Siebold als seinen ‚ältesten und wertesten Freund‘ verehrte, mit Recht von einer ‚A c a d e m i a S i e b o l d i a- n a‘ sprechen. In der Medizinisch-chirurgischen Zeitung von 1805 (Bd. 2, S. 220) heißt es: ‚Der Name Siebold ist in der Geschichte der deutschen Chirurgie nicht nur die Bezeichnung eines persönlichen Verdienstes, sondern auch einer universellen Bildungsepoche, die aus der Schule des ehrenvollen Veteranen dieses Namens in der letzten Hälfte des verflossenen Jahrhunderts sich erhob.‘
Zur ‚Academia Sieboldiana‘ zählten nämlich auch die vielen Schüler, die bei Siebold ihre Ausbildung erhalten hatten und in ihrer Heimat von dem guten Unterricht ihres Lehrers Zeugnis ablegten
. (aus: Hans Körner: Die Würzburger Siebold, Eine Gelehrtenfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts, 1967)