Montag, 14. Januar 2019, 10:00 - Sonntag, 20. Januar 2019, 17:00 Architektonische Skizzenbuch-Rollen und -Blätter von Renato A. Pirotta

Vor langer Zeit fragte mich ein Lehrer, ob er mein Skizzenbuch für die nächste Semesterklasse als Probe verwenden könnte. Das war das erste Buch, dass ich nicht zurückbekam, aber sei’s drum – ich habe noch ungefähr 80 Skizzenerinnerungen von 1970 bis heute.

Die Skizze dient dem Architekten als Gedächtnisstütze und als einfache Ausdrucksmöglichkeit, bei der es nicht auf Genauigkeit, sondern die markante Darstellung einer Idee ankommt. Darstellungsmittel sind Bleistifte, Filzstifte, Tinte wie auch Kreide und Kohle auf Skizzenpapier-Rollen, in Skizzenbüchern oder der berühmten „Serviette vom Flug nach Australien“.

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Skizzenbücher und -rollen von Renato A Pirotta

Da die Vorlage eines Skizzenbuchs in Hochschulen erwünscht ist, schließe ich daraus, dass eine Bewertung stattfindet. Anders als in der Architektur-Mappe gibt es dennoch kein Richtig und Falsch für Skizzenbücher – alles ist hier erlaubt. Je nach Situation kann man malen, kleben, schneiden, schreiben etc. – ohne Fehler zu machen! Es ist ein Experimentierfeld um Ideen zu finden, Konzepte zu verfolgen und Lösungen herbeizukreieren.
Das Skizzenbuch führt man nicht für andere, sondern in erster Linie für sich selbst, und damit sind diese Kreationen das persönlichste Medium eines Gestalters und zeugen von seiner Leidenschaft, Kreativität und eigenen Energie. Es ist das spontanste und ehrlichste Medium, das – verfolgt über eine lange Zeitspanne – nicht lügen kann. Aus diesem Grund kann man die schöpferische Persönlichkeit eines Gestalters auch oft an seinem Skizzenbuch erkennen.

Der Inhalt hat nicht immer einen bestimmten Sinn oder ein definiertes Ziel; Sinn und Zweck eines Skizzenbuches werden allein durch die Aufgaben jener Zeit bestimmt. Für jeden kann ein Skizzenbuch etwas anderes sein: Projektbuch, Sammlung von Ideen und Gedankengängen, Inspiration, Galerie von Fundstücken, Gestaltungswillen ausleben etc. In meinen Skizzenbüchern geht es ab 1981 nur noch um Asien.

Beim Durchlesen versuche man nicht zu begreifen, worin der Sinn eines Skizzenbuches liegt, denn es war „nur“ ein zeitweiser Begleiter in der Alltagskreativität und meistens total irrational. Gestalter können nicht verstehen, wie man nach dem Sinn eines Skizzenbuches fragt, es wird einfach gemacht, man braucht es, es ist eine Art Automatismus, um die permanent sprudelnden gestalterischen Gedanken darin freizusetzen und es dann selten oder gar nie mehr anzusehen …

Renato A. Pirotta, von 1975 bis 1981 Architekt bei LBB Adligenswil, von 1987 bis 2018 Architekt bei Kume Sekkei, seit Juni 2018 aktiver Architekt im Ruhestand.
In der OAG seit 1985 für die Kunstausstellungen und seit 2012 im Vorstand für die Belange des Hauses verantwortlich.

Die Eröffnung der Ausstellung: am Mittwoch, den 16. Januar um 20.00 Uhr bei einem kleinen Umtrunk.