Mittwoch, 9. Januar 2019, 18:30–20:00 Gudrun Monika Moede: „Teezeremonie in Japan vor einem deutschen Hintergrund“

„Wenn man Chadō (Sadō) übt, geht es darum,
eine wohlschmeckende Schale Tee zuzubereiten und zu servieren. Dies ist zwischen Gästen und Gastgeber ein Akt, mit dem der Geist des Zen, eine Haltung von Anmut und Ruhe sowie die Wärme der Gastfreundschaft ausgedrückt werden.“

Eingang zum Teehaus

Diese Erläuterung von Murano-sensei ist eine von vielen und eine von ähnlich lautenden, mit denen ein Teemensch versucht, das Phänomen Teezeremonie zu erhellen.
Teezeremonie ist also nicht an sein Ursprungsland gebunden und doch ist es so japanisch. Denn im Teezimmer werden nahezu alle japanischen Handwerkskünste zusammengebracht. Im Teezimmer werden die Traditionen gepflegt und doch ist es ständig neu. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten ändert sich die Art der Teezubereitung. Auch der jeweilige Teeraum und die verwendeten Gegenstände fordern die Berücksichtigung von Besonderheiten. Anfangs scheint eine Teezeremonie eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger willkürlichen Regeln zu sein, später dann wird alles logisch und natürlich. Zugegeben: ein weiter, nicht endender Weg.

Es mag selten sein, in Deutschland anzufangen, die japanische Teezeremonie (insbesondere der Omotesenke) zu lernen, und dann in Japan weiter Unterricht nehmen zu können. Auch eine strenge japanische Teelehrerin im Ausland wird durch ihr Umfeld geprägt. Sie muss sich auf die beschränkten Möglichkeiten einstellen und damit umzugehen wissen. Mit dem Schritt nach Japan eröffnet sich dann dem Teemenschen die große weite Tee-Welt mit in Deutschland ungeahnten Möglichkeiten und Schwierigkeiten.

Frau Moede wird in ihrem Vortrag einen einleitenden Überblick über die Teezeremonie geben und auch von ihren Erfahrungen beim Beschreiten des „Teeweges“ in Deutschland und Japan berichten. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Lehrerin, Frau Murano.
Der Vortrag ist auch gleichzeitig als Vorbereitung auf die Teilnahme an einer „echten“ Teezeremonie am 12. Januar gedacht, jedoch nicht Voraussetzung für die Teilnahme an dieser.

Yukiko Murano

Yukiko Murano (Teename: Sōsetsu, Meisterin der Omotesenke-Stilrichtung) stammt aus Nagoya und hat – wie so viele Japanerinnen – bereits während ihrer Schulzeit damit begonnen, den „Weg des Tees“ (Chadō oder auch Sadō) zu lernen. Sie unterrichtet in ihrem Teezimmer „Enjoy-an“ die von ihr in Setagaya gegründete Gruppe „Omotesenke – International Team“. Außerdem bildet sie sich direkt bei Lehrern des Haupthauses (Iemoto) der Omotesenke (älteste der drei „Senke“-Stilrichtungen) weiter. Da sie einige Jahre in den USA gelebt hat, spricht sie sehr gut Englisch. Sie vermittelt nicht nur Japanern, sondern auch Ausländern die über 400 Jahre alte japanische Tradition.

In jedem Jahr veranstaltet sie einen eigenen Chakai (Teezeremonie-Veranstaltung) in ausgewählten Teeräumen in Tokyo (z. B. Teezimmer im Garten des Goto Museums, oder im Genchō-an des Suntory Museums). In jedem Jahr nimmt die Gruppe auch an der großen Teeveranstaltung im Denbō-in des Sensō-ji (Tempel in Asakusa) teil.

Des weiteren unterrichtet sie pro bono an lokalen und internationalen Schulen sowie Botschaften in Tokyo; zudem engagiert sie sich im „Aid for Japan“, einem britischen Projekt zur Unterstützung und zum Schutz von Waisen in der Tōhoku-Region.

Gudrun Monika Moede leitet seit November 2015 die Repräsentanz der Deutschen Bundesbank in Tokyo. Im Frühjahr 2016 wurde sie als Schülerin von Murano-sensei in ihre Teezeremonie-Gruppe „Omotesenke – International Team“ aufgenommen.
Begonnen hatte sie mit der Teezeremonie nach ihrem ersten Japanaufenthalt (1993) bei ihrer ehemaligen Japanisch-Lehrerin Sachiko Shiroya, die erst unregelmäßig privat und dann in der 1999 von ihr eröffneten Teezeremonie-Schule „Iori“ in Bad Soden unterrichtete. Das Lehrzertifikat wurde Frau Moede 2016 verliehen.

Im Tee-Zimmer
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Am 12.1. findet die Exkursion zu dem Vortrag statt.