Mittwoch, 23. Januar 2019, 18:30–20:00 Dr. Helmut Morsbach: „Angeleckt, aufgeklebt und abgeschickt: Briefmarkenthemen über ein Jahrhundert. Ein deutsch-japanischer Vergleich“

Schon seit Einführung von standardisierten Postwertzeichen (ca. 1840 in England) war eine positive Selbstdarstellung des herausgebenden Landes auf diesen kleinen Papierstückchen sehr wichtig. So auch in Deutschland und in Japan, welche beide ungefähr dreißig Jahre später mit der Herausgabe von nationalen Briefmarken begannen.

Anfangs wurden wichtige Symbole des jeweiligen Staates („Germania“ in Deutschland und „Chrysantheme“ in Japan) abgebildet. Um die Jahrhundertwende kamen dann weitere (aber durchweg positive) Themen hinzu. Ein anderer wichtiger Grund der gleichförmigen staatlichen Ausgaben: Fälschung durch Unbefugte sollte erschwert werden.

1911 Briefumschlag an Max Mueller, in China copy
1911 Briefumschlag an Max-Müller in China
Chrysanthmum prominent copy

Im Vergleich Deutschland-Japan soll nun die Bestrebung der oft ähnlichen Propaganda-Bemühungen über einen Zeitraum von hundert Jahren (1870 bis 1970) durch einen Bildervergleich von Briefmarken gezeigt werden. Die folgenden Zeitabschnitte werden dabei berücksichtigt:

  • Imperiales Streben ab 1870.
  • Nationale Bemühungen um den Erwerb von Kolonien.
  • Der Erste Weltkrieg: Deutschland und Japan als Feinde
    (vor allem wegen Kiautschou und der Marianen-Inseln).
  • Die „friedlichen“ zwanziger Jahre. ABER: 1923 verwüstete ein Erdbeben Tokyo und in Deutschland grassierte eine Hyper-Inflation.
  • Der zunehmende Militarismus der dreißiger Jahre.
  • Der Zweite Weltkrieg – Deutschland und Japan als „Verbündete“.
  • Beiderseitige totale Niederlage und Landesbesetzung.
  • „Demokratisierung“ in der Nachkriegszeit.

Weiterhin werden die folgenden Themen angeschnitten:

  • Die Funktion von Zuschlägen durch Überdruck (und Extra-Ausgaben)
    bei Briefmarken.
  • Die steigende Ausgabe von Sondermarken, um ein positiveres Landesbild
    zu erreichen, und/oder dem Staat Extrageld zu verschaffen.
  • Inflationsmarken (in Deutschland bis 1923).
  • Umfunktionierung von nunmehr „verbotenen“, aber trotzdem zeitweilig
    benötigten Briefmarken direkt nach den militärischen Niederlagen 1945.
  • Briefverkehr zwischen Deutschland und Japan.
  • Die Herausgabe von zunehmend mehr Briefmarken-Blocks usw., die eigentlich nicht mehr zur Frankierung bestimmt sind.
  • Besonderheiten, z.B. in Japan die Lotterie-Marken zum Neuen Jahr.
  • Starkes Abnehmen des Briefmarkengebrauchs, bedingt durch sprunghaft
    ansteigende Internet-Benutzung.

Helmut Morsbach wurde 1937 als Kind deutscher Eltern in Kapstadt geboren. Während eines Hamburg-Besuchs wurden seine Eltern vom Kriegsausbruch überrascht; Rückfahrt war unmöglich. Kindheit bei Danzig; dann 1945 Flucht zu den Großeltern bei Hamburg. Rückreise erst 1947 über die Schweiz und Portugal. Als Jugendlicher entwickelte er starkes Interesse am Briefmarkensammeln, welches kürzlich durch das Internet wieder aufgeflammt ist.

Screen Shot 2018-07-11- Japanese post box RED