Vorträge
Samstag, 24. Mai 2025, 15:00–16:30 Prof. Claudia Marra: „Die Ōbaku-Zen-Schule und ihre Klosterküche, Fucha Ryōri, Teil II“
Fucha-ryōri (普茶料理) ist eine Form der vegetarischen Klosterküche Shōjin-ryōri (精進料理), die stark von der gehobenen Küche der Ming-Zeit beeinflusst ist und 1654 von dem chinesischen Zen-Mönch und späteren Gründer der Ōbaku-Schule (黄檗宗) Ingen Ryūki (Yin-Yüan Lung Ch‘i, 隱元隆琦, 1592–1673) in Japan eingeführt wurde.
„Fucha“ bedeutet eigentlich „gemeinsam Tee trinken“ und bezieht sich auf die kurzen, zwanglosen Versammlungen (茶礼, Sarei), zu denen sich die Klostergemeinschaft vor und nach einer buddhistischen Zeremonie trifft. Zu speziellen Anlässen gibt es danach eine Mahlzeit (謝茶, Jacha), die besonderen Regeln folgt und an einem runden Tisch in einer harmonischen Atmosphäre ohne hierarchische Trennung eingenommen wird, was eine Abkehr von der sonst üblichen japanischen Klosteretikette bedeutete, in der nach ihrer Rangordnung platzierte Mönche von individuellen Tellern essen.

Original: https://www.library.tohoku.ac.jp/collection/exhibit/sp/2005/list1/022.html
Die Ōbaku-Kultur zielt darauf ab, äußeres Handeln und inneres Verstehen zusammen zu sehen und möglichst alle Aspekte des Lebens in das Studium der buddhistischen Lehre einzubeziehen. Angefangen bei der Architektur und Innendekoration des Tempels, der Ikonographie der Statuen bis hin zur Auswahl und Präsentation der Speisen bestand das Ziel darin, den Buddhismus zu visualisieren und die materielle Kultur zum Zwecke der Verbreitung der Lehre aufzubereiten.
Ōbaku-Klöster berücksichtigten in hohem Maße die Bedürfnisse der anfangs mehrheitlich chinesisch-stämmigen Gemeinschaften, die die Ōbaku-Tempel unterstützten. Als Geste der Höflichkeit trachtete man danach, die Gäste vergessen zu lassen, dass man ihnen kein Fleisch vorsetzen durfte. Deshalb gibt es eine Vielzahl von Imitationsgerichten, die Aussehen und Geschmack von Fleisch oder Fisch nachahmen, und so gleich noch augenzwinkernd auf den illusionären Charakter menschlicher Wahrnehmung verweisen. Die Mahlzeit sollte nicht nur Augen und Gaumen erfreuen, sondern auch den Anlass gaben, sich mit den Gästen über wichtige Glaubensaspekte auszutauschen. Die Auswahl, Vor-und Zubereitung der Speisen innerhalb des klösterlichen Alltags fasste man als Form der Meditation auf, die es dem Küchenchef (典座, Tenzō) und seinen Helfern erlaubte, sich während des Kochens mit wichtigen Fragen des Dharmas zu beschäftigen.
In meinem Vortrag am 24. Mai werde ich kurz über die ebenfalls von Ingen eingeführte Sencha-Teekultur sprechen, um danach schwerpunktmäßig auf den symbolischen Gehalt der Fucha-Speisen und ihre Wurzeln in der traditionellen chinesischen Medizin eingehen.
Die Teilnahme an dem ersten Vortrag ist nicht Vorbedingung für die Teilnahme an diesem zweiten Teil, hilft jedoch bei dem Verständnis. Sie können den ersten Teil in der Ausgabe 05/2025 der OAG-Notizen nachlesen und/oder unter folgendem Link als Video ansehen:
https://oag.jp/events/die-obaku-zen-schule-und-ihre-klosterkueche-teil-i/
Claudia Marra, Studium der Germanistik und Japanologie an der Ruhr-Universität Bochum. Professorin an der Faculty of International Communication an der Nagasaki University of Foreign Studies. Forschungsschwerpunkte: Geistesgeschichte, Ästhetik, Buddhismus (Ōbaku-Zen) und Geschichte der Stadt Nagasaki in der Edo-Zeit.
SOMMERZEIT!!
Zeit: 18.30-20.00 Uhr (Japan), 11.30-13.00 Uhr (MESZ)
Zoom-Link: https://us02web.zoom.us/j/83253392246?pwd=ACGPpbyC7ffdjeFN9ka9u3EvseUsb2.1
Meeting ID: 832 5339 2246
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