Mittwoch, 28. März 2018, 18:30–21:30 Am Fuße des Leuchtturms ist es dunkel: 145 Jahre Sprachmittlung Japanisch-Deutsch-Japanisch. Festvortrag von Prof. Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit anlässlich der Jubiläumsfeier zum 145-jährigen Bestehen der OAG

Vermittlung zwischen Kulturen und Gesellschaften basiert auf der Kenntnis der jeweiligen Sprachen. Nichts also ist grundlegender als die Fähigkeit zur sprachlichen Kommunikation mit dem Gegenüber. 145 Jahre OAG bieten einen schönen Anlass, um darüber nachzudenken, wie in diesem Zeitraum die als Ziel und Zweck der OAG ausgewiesene Aufgabe der Erforschung Japans wie auch der Geselligkeit und des zwischenmenschlichen Austauschs im Gastland durch Bemühungen um die Erschließung der japanischen Sprache flankiert wurde.

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Die faszinierende Geschichte der Erarbeitung von Wortlisten und Verzeichnissen beginnt auf deutscher Seite schon 1792, japanischerseits aus nachvollziehbaren Gründen vergleichsweise spät, nämlich 1862. Doch soll hier das Zeitfenster seit der Gründung der OAG 1873 bis in die Gegenwart als Rahmen dienen, um einige Schlaglichter auf ein facettenreiches und, ja, kurzweiliges Kapitel der Beziehungsgeschichte zwischen den beiden Ländern zu werfen. Es geht gewissermaßen um Parallelgeschichte(n), die oft genug auch verflochtene Geschichten sind, da die OAG darin eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Interessant, wie sich in speziellen Wörterverzeichnissen die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts spiegelt! Doch es stellen sich auch Fragen wie die folgenden: Was erfassen die Wörterbücher und Glossare von der Welt der anderen Sprache, die ja zugleich eine andere Sicht auf die Welt darstellt? Wie gelingt es ihnen, das bisher nicht Sagbare in die Zielsprache zu bringen und dabei auch noch zu zeigen, was am Japanischen japanisch und am Deutschen deutsch ist? Sich dem nur auf den ersten Blick trockenen Thema zu widmen, führt uns in ungeahnte Wissensregionen, und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Kein Wunder, denn „Wörterbücher sind die Schatzkammern der menschlichen Geschichte.“ (George Steiner)

Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit, seit 1991 Professorin für Japanologie (Literatur- und Kulturwissenschaft) an der Freien Universität Berlin, war zuvor von 1985 bis 1986 Professorin für Japanische Literatur an der Hitotsubashi Universität, Tokyo, sowie von 1986 bis 1991 Professorin für Gegenwartsbezogene Japanologie an der Universität Trier. Von 2010 bis 2015 leitete sie die Friedrich Schlegel Graduiertenschule für Literaturwissenschaftliche Studien der FU, von 1996 bis 2004 war sie Direktorin des Deutschen Instituts für Japanstudien, Tokyo, der Max Weber Stiftung. 1992 erhielt sie den Leibniz-Preis der DFG. Forschungsschwerpunkte sind Japanische Literatur der Moderne, Komparatistik, Sprachsoziologie, Kultursemiotik, Kulinaristik, Übersetzungswissenschaft sowie Wissenschaftsgeschichte der Japanforschung. Herausgeberin der Reihen Japanische Bibliothek (Insel Verlag, 34 Bände, 1993-2000) sowie Iaponia Insula: Studien zu Kultur und Gesellschaft Japans (Iudicium Verlag, bisher 33 Bände). Zuletzt erschien von ihr u.a. Drahtseilakte. Der junge Kenzaburō Ōe. (mit Christoph Held) München 2015; Was vom Japaner übrig blieb. Transkultur – Übersetzung – Selbstbehauptung. Essays. München 2013. Demnächst: Jahrbuch für Kulinaristik, Band 2, München (2018) (Hg.) sowie Mitherausgeberin des Großen japanisch-deutschen Wörterbuchs, Band 1, A-I, München 2009, Band 2, J-N, 2015, Band 3, O-Z, 2019.

Ablauf
Festvortrag: 18.30-20.00 Uhr
Gemütliches Beisammensein und Büfettempfang: ab 20 Uhr
Die Karten können telefonisch (03-3582-7743) oder online vorbestellt und an der Abendkasse abgeholt werden.