Dienstag, 20. März 2018, 18:30–20:00 Dr. Florian Schaffenrath: „Japan auf der Bühne der Jesuiten: Wie das Theater des Jesuitenordens zur Verbreitung des Wissens über Japan beitrug“

Der von Ignatius von Loyola (1491–1556) gegründete Jesuitenorden (Societas Iesu) zeichnete sich bereits kurz nach seiner offiziellen Gründung im Jahr 1540 v.a. durch zwei Einsatzfelder aus: Die Jesuiten kümmerten sich besonders um die Eröffnung neuer Bildungseinrichtungen und Schulen und sie strebten ein weltweites Wirken an, was sich an intensiver missionarischer Tätigkeit in allen Teilen der Welt erkennen lässt. An den Jesuitenschulen war es üblich, dass zum Beginn oder zum Ende des Schuljahres ein Theaterstück in lateinischer Sprache aufgeführt wurde, bei dem nicht nur die rhetorischen Fähigkeiten der Schüler trainiert wurden, sondern auch eine Möglichkeit für den Orden gegeben war, sein eigenes ruhmreiches Wirken vor einem erlesenen Publikum darzustellen; immerhin wurden zu diesen Aufführungen alle Honoratioren und Entscheidungsträger der Stadt eingeladen.

Ein beliebtes Thema auf der Bühne der Jesuiten war die Einführung des Christentums in Japan. Bereits einer der bekanntesten Gefährten des Hl. Ignatius, Franz Xaver (1506–1552), hatte auf seinen Missionsreisen Japan erreicht und hier mit der Verkündigung der christlichen Heilsbotschaft begonnen. In Europa nahm man Berichte von seinen Reisen und Taten begierig auf und verarbeitete sie in ganz unterschiedlichen literarischen Formen (z.B. Geschichtsschreibung, Lyrik, Epik). Nicht zuletzt gestalteten die Ordensdramatiker zahlreiche Stücke zum Thema. Im 17. Jh. war der am Wiener Hof wirkende Nicolaus Avancini (1611–1686) einer der herausragendsten Autoren, dessen Theaterstücke auch im Druck erschienen.

Im Vortrag soll sein Stück Zelus sive Franciscus Xaverius Indiarum Apostolus (Eifer, oder: Franz Xaver, Apostel Indiens) stellvertretend für eine große Anzahl weiterer Dramen vorgestellt werden, die Franz Xaver und mit ihm das missionarische Wirken der Jesuiten in den Teilen der Welt zeigen, in die die christliche Botschaft noch nicht vorgedrungen ist. Avancinis Text wurde in seine Dramensammlung Poesis dramatica aufgenommen, die 1675–1679 in Köln im Druck erschien. Dadurch wurde sie vielen weiteren v.a. Schuldramatikern leicht zugänglich, die sich bei der Erarbeitung eigener Japan-Stücke daran orientieren konnten und vom Prestige des Stückes, das 1640 in Wien in Anwesenheit von Kaiser Ferdinand III. aus Anlass des 100. Geburtstages der Gründung des Jesuitenordens aufgeführt wurde.

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Kupferstich zu Szene IV.I (Der Flussgott Tiber, begleitet von Tritonen und Najaden)


Florian Schaffenrath
ist Direktor des Ludwig Boltzmann Institutes für Neulateinische Studien (Innsbruck) und assoziierter Professor für Klassische Philologie an der Universität Innsbruck. Er hat Latein und Griechisch an den Universitäten Heidelberg, Innsbruck und Siena studiert und hat sich mit einer Arbeit zu Ciceros Philippischen Reden 2014 habilitiert. Seit 2017 leitet er ein Forschungsprojekt zum Thema ‚Japan on the Jesuit Stage‘.