Freitag, 30. März 2018, 18:30–20:00 Prof. Dr. Eun-Jeung Lee: „Prinzip Hoffnung“ – ein weiter Weg für Korea

Im Februar ist das Wetter in Korea noch sehr kalt. Trockne, eisige Winde aus Sibirien lassen die ohnehin niedrigen Temperatur unter minus 10 Grad fallen. Die Stimmung im Lande ist dennoch sehr gut. Denn dank der unerwarteten Teilnahme Nordkoreas an dieser Winterolympiade kann man nun wieder von Entspannung und vielleicht auch mehr träumen. Allein deshalb ist diese Olympiade für Korea bereits jetzt ein großer Erfolg.

Noch im Dezember 2017 war in den internationalen Medien häufig von einer unmittelbaren Kriegsgefahr auf der koreanischen Halbinsel die Rede. Dazu hatte die vermeintliche oder auch tatsächliche Unberechenbarkeit des nordkoreanischen Führers Kim Jung Un und seines Gegenspielers Donald Trump sicherlich einiges beigetragen. Obgleich die Regierung und die Bürger Südkoreas die neue politische Lage mit Sorge beobachteten, waren sie nicht wirklich beunruhigt. Zu oft hatte man solche Eskalationsprozesse schon erlebt. Angesichts der menschlichen Opfer und der Zerstörung konnte und durfte Krieg keine Alternative zu einer friedlichen Lösung sein. Das Vertrauen in den gesunden Menschenverstand ließ die meisten Koreaner selbst während des rhetorischen Schlagaustausches zwischen Trump und Kim im Sommer und Herbst 2017 ruhig schlafen.

Die Neujahrsrede 2018 von Kim Jung Un leitete die Wende ein. Die Winterolympiade in Pyeongchang könnte Zeichen für den Frieden setzen! Tatsächlich kam man bald überein, eine gemeinsame Mannschaft zu bilden, die dann, wie in schon bei der Sydney Olympiade 2002, bei der Eröffnungsfeier am 9. Februar 2018 unter einer gemeinsamen Flagge einmarschieren sollte. Als die nordkoreanische Delegation dann Anfang Februar tatsächlich in den Süden reiste, verflogen die letzten Zweifel, dass diese Winterolympiade ein Friedensfest werden würde.

Wie diese Charmeoffensive Nordkoreas zu bewerten ist, darüber gehen die Meinungen allerdings weit auseinander. Der südkoreanische Präsident Moon Jae In betonte wiederholt die Notwendigkeit, mit Nordkorea in einen Dialog zu treten, dabei aber zunächst die Sanktionen aufrechtzuerhalten. Er hofft dabei auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und insbesondere auch Deutschlands. Ohne diese wird es nicht möglich sein, auf der koreanischen Halbinsel langfristig für Entspannung und Frieden zu sorgen und eine Lösung der Nuklearfrage zu finden.
Wird das zaghafte Pflänzchen Hoffnung weiter gedeihen können?

Eun-Jeung Lee (*1963 in Korea) studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Ethnologie in Seoul und Göttingen und schloss ihr Studium 1993 in Göttingen mit einer Dissertation über das Staatsdenken von Hermann Heller ab. 2001 habilitierte sie sich mit einer Arbeit zur Geschichte der Konfuzianismusrezeption im europäischen Denken seit der frühen Aufklärung. Auf ein Japan Foundation Fellowship 2001-2002 in Tokyo folgte 2006-2007 eine Lehrstuhlvertretung in Halle. Seit 2008 ist sie Lehrstuhlinhaberin am Institut für Koreastudien der Freien Universität Berlin. 2013 erhielt sie den Mirok-Li-Preis der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft. Seit 2014 ist sie Mitglied des Deutsch-Koreanischen Beratergremiums zu außenpolitischen Fragen der Wiedervereinigung, seit 2014 Mitglied der Academia Europaea und seit 2016 Ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Im Anschluss an die Veranstaltung gibt es einen kleinen Umtrunk.