Vorträge
Mittwoch, 30. Oktober 2024, 18:30–20:00 Vortrag von Prof. emer. Dr. Bernd Martin: „Friedrich Wilhelm Hack. Sein Wirken für Japan. Vom Antikominternpakt (1935) bis zum Kriegsende (1945)“
Der am 25. November 1936 in Berlin zwischen dem Deutschen Reich und dem kaiserlichen Japan unterzeichnete „Antikominternpakt“ leitete eine Wende in der internationalen Politik ein. Mit dem Beitritt des faschistischen Italiens 1937 zeichnete sich eine Frontenbildung ab, die wenige Jahre später im Weltkrieg Wirklichkeit werden sollte. Die drei revisionistischen „jungen, aufstrebenden Völker“ drängten zum Krieg und forderten die beiden angelsächsischen Weltmächte heraus, die sich im verdeckten Einvernehmen mit der Sowjetunion befanden. Die Verhandlungen zu einem Abkommen gegen die Komintern wurden im September 1935 von dem japanischen Militärattaché Ōshima Hiroshi angestoßen und von Friedrich Wilhelm Hack, einem Mitarbeiter des Büros Ribbentrop, aufgegriffen. Der Japankenner Hack führte in den Vorverhandlungen über 40 Gespräche, meist mit Ōshima und hohen deutschen Militärs. Die entsprechenden Aufzeichnungen liegen erstmals in vollem Wortlaut in kommentierter Form vor. Sie vermitteln einen guten Einblick in die japanischen Absichten, die ursprünglich auf ein Militärbündnis zielten, und die deutschen Überlegungen, die stärker auf eine Deklamation einer gemeinsamen ideologischen Front abzielten.

Der deutsche Unterhändler Hack reiste Anfang 1936 nach Japan, um für das Vertragswerk zu werben und den deutsch-japanischen Propagandafilm „Die Tochter des Samurai“ zu begleiten. Offensichtlich brach der Japanexperte mit dem inzwischen zum Botschafter ernannten Ribbentrop und dessen auf Krieg zielende Absichten. Hack wurde zum erklärten Gegner des Regimes und ging nach Verfolgungen von deutscher Seite ins Exil, hielt aber Kontakt zu seinen japanischen Freunden. Insgesamt sind 24 solcher Berichte über die Kriegslage überliefert, die Hack von seinem Schweizer Exil an die japanische Botschaft in Berlin richtete. Im Jahre 1945 bemühte er sich um eine Beendigung des Pazifischen Krieges durch Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst (OSS) in der Schweiz, zu Allen Dulles, fand aber in Tokyo kein Gehör. Friedrich Wilhelm Hack verstarb 1949 vereinsamt in Zürich.
In dieser Veranstaltung wird Prof. em. Dr. Bernd Martin, der Herausgeber der Quellensammlung Friedrich Wilhelm Hack. Sein Wirken für Japan. Vom Antikominternpakt (1935) bis zum Kriegsende (1945) aus seiner Publikation vortragen und Details erklären. Diese OAG-Publikation ist im Oktober 2024 beim Iudicium-Verlag erschienen und kann in Japan über das OAG-Büro bezogen werden.
Professor em. Bernd Martin (geb. 1940) studierte von 1960 bis 1966 die Fächer Osteuropäische Geschichte, Anglistik und Politik an der Universität Marburg, der University of Durham (England) und an der FU Berlin. Es folgte das Staatsexamen (1966) und die Promotion (1967) zum Dr. phil. in Marburg mit der Dissertation Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg. Während der Assistentenzeit am Historischen Seminar der Universität Freiburg (1968–1974) bei Andreas Hillgruber erfolgte 1973 die Habilitation mit der Schrift Friedensinitiativen und Machtpolitik im Zweiten Weltkrieg. Martin war 1980/81, 1990/91 und 1999 bis 2001 geschäftsführender Direktor des Historischen Seminars der Universität Freiburg und Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in Europa und Asien.