Dienstag, 15. Oktober 2024, 18:30–20:00 Saitō Yoshifumi: „Quellen der japanischen Philosophie – Dōgen und Teika. Teil II“

Im November 2024 wird das Siebold-Seminar sein 20-jähriges Bestehen feiern. Wir wollen dies zum Anlass nehmen, die Thematik etwas auszuweiten, ganz im Sinne Robert Schinzingers, der 1966 schrieb:

Die Vergegenwärtigung der Persönlichkeiten und des Werkes von Kaempfer und Siebold ermahnt uns zugleich, die Japanologie nicht nur als exklusive Spezialwissenschaft zu treiben, sondern stets auch den Blick frei zu halten für das große humane Anliegen: das Verstehen fremder Geistesart und die Erweiterung unseres Blicks für ein wahrhaft weltweites Bild des Menschen.

Aus dem Geleitwort der Herausgeber der Publikation: Engelbert Kaempfer (1651-1716), Philipp Franz von Siebold (1796-1866). Gedenkschrift. Ergänzt durch eine Darstellung der deutschen Japanologie. Deutsch und Japanisch.
Herausgegeben von der OAG, Tokyo 1966.

In diesem Monat wird
Herr Saitō Yoshifumi – Forscher der Ideengeschichte des japanischen Mittelalters –
den zweiten Teil seines Vortrags halten zum Thema:
Quellen der japanischen Philosophie – Dōgen und Teika

Wenn man den indischen Buddhismus mit klassischer westlicher Musik vergleichen würde, könnte man Zen dem „Jazz“ zuordnen.
Der Hinayana- und Mahayana-Buddhismus, die beide aus Indien stammen, haben eine große Menge an Texten hervorgebracht. Auf Grundlage solcher Texte (Sutren) wurden weitere Texte als „Diskussion“ geschrieben und als solche erklärt und überliefert. Viele Texte wurden auch durch sog. Sanzō-Hōshi, wahrheitssuchende und Sutren übersetzende Mönche, auf beschwerlichen Wegen nach China gebracht. Einige Jahrhunderte später entstand daraus ein Buddhismus in einer vollkommen neuen Form namens Zen. Dieser Buddhismus beschäftigte sich weniger mit dem Studium von Texten als vielmehr mit der Methode von Frage und Antwort in quasi improvisatorischen „Jam-Sessions“ …

Während der Tang-Dynastie (zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts) hatten Zen-Sekten ihre goldene Zeit in China. „Vorführungen“ von Virtuosen wurden als „Alben“ in der folgenden Sun-Dynastie herausgegeben.
Der japanischer Mönch Dōgen (1200-1253) reiste in den 1220er Jahren während der späten Sun-Dynastie nach China und erlangte unter dem letzten großen Meister Nyojō (Rujin 1162-1227) seine Meisterschaft, worauf er anschließend nach Japan zurückkehrte.


Oh! Pflaumenblütenduft und durchs Dach fließendes Mondlicht wetteifern auf meinem Kimonoärmel!
Wörtliche Übersetzung eines Waka von Fujiwara no Teika (1162-1241)

„Ein Abend im frühen Frühling. Auf dem Ärmel meines Kimono spielt sich etwas Wichtiges ab. Ich bemerke, dass der Duft der Pflaumenblüten und das Mondlicht einen Wettbewerb auf meinen Ärmel austragen wollen. Kann man das erlauben? Was soll ich denn nur machen! Kann man sich eine solche Unterhaltung vorstellen? Die Philologie will dazu nicht antworten.“
Aus: Saitō Yoshifumi: Yama mo toki nari Umi mo toki nari …, 2022

Saitō Yoshifumi studierte Philosophie der Biologie an der Universität Kyoto und wandte sich ab 2001 der Philosophie und Ideengeschichte des Dōgen zu. Von 1995-2010 war er als Dozent an der Fachschule Bunka gakuin tätig, von 1997-2007 an der philosophischen Fakultät der Universität Niigata. 2017 publizierte er Chōyaku Dōgen – Bussetsu mijinkyō de yomu Shōbōgenzō [etwa: Dōgen übersetzt – das Shōbōgenzō im buddhistischen Mijin-Sutra]) und 2022 Yama mo toki nari Umi mo toki nari. Dōgen Shōbōgenzō kara 17 no tetsugakuteki fūkei. [etwa: 17 philosophische Impressionen aus dem Shōbōgenzō von Dōgen].

Dies ist eine Veranstaltung in japanischer Sprache.
Organisation: Ohgo Mahito