Exkursionen
Samstag, 5. Oktober 2024, 09:00–17:30 Neuer Termin! Stein auf Stein: Geologisches und Kulturgeschichtliches über die Ōya-Steine und Besichtigung der Steinbrüche von Utsunomiya
Wer sich für Architektur interessiert, wird sie sicherlich schon oft bemerkt haben – Mauern aus hellem, mehr oder weniger feinem tuffartigen Stein mit unregelmäßigen, rötlich braunen Einsprengseln unterschiedlicher Größe. Oft sieht man sie um stattliche Häuser oder Anwesen, aber auch beim Bau von Speicherhäusern finden diese Steine Verwendung.
Das berühmteste Beispiel ist aber sicherlich das alte Imperial Hotel, das von dem amerikanischen Architekten Frank Lloyd Wright (1867-1959) entworfen wurde. Nachdem Wright 1922 Japan verlassen hatte, führte der Architekt und Stein-Experte Endō Arata (1889-1951) den Bau 1923 zu Ende. Das Besondere an diesem Bau ist, dass die sog. Ōya-ishi (Ōya-Steine) nicht nur außen, sondern auch im Innern reichlich und in den verschiedensten Ornamenten verwendet wurden. 1968 versetzte man Teile des Hotels ins Freilichtmuseum Meijimura, das Hotel wird derzeit neu gebaut. Auch in dem Neubau werden wieder Ōya-Steine Verwendung finden. Im derzeitigen Imperial Hotel können Reste der alten Architektur und der Ōya-Steine nur noch in der „Old Imperial Bar“ bewundert werden.
Berühmt wurden die Steine u.a. auch deshalb, weil das damals fast fertiggestellte Hotel das große Kantō-Erdbeben am 1.9.1923 ohne größere Schäden überstand und der Stein ein Übergreifen des allgegenwärtigen Feuers verhinderte.
Ōya-Stein ist weltweit einmalig und findet sich auch in Japan in dieser geologischen Zusammensetzung nur in der Region um Utsunomiya/Präfektur Tochigi. Dort wird der Stein sowohl im Tagebau als auch (früher) unter Tage abgebaut. Die Höhlen, die durch den Abbau entstanden, sind von gigantischen Ausmaßen und an sich schon einen Besuch wert. Im Zweiten Weltkrieg dienten sie der Unterbringung von ganzen Flugzeugen, Kriegsgerät und Nahrungsmitteln.
Ōya-Stein wird seit vielen Jahrhunderten wegen seiner Hitzebeständigkeit und leichten Bearbeitung verwendet – sowohl zur Erhöhung der Feuersicherheit von Speicherhäusern oder kleinen Feuerstellen im Haus (wie hibachi oder shichirin), als auch beim Innenausbau von Wohnhäusern zur Verbesserung des Raumklimas.
Wie sehr der Abbau der Ōya-Steine mit der Entwicklung der Stadt Utsunomiya, ja gar der ganzen Kantō-Region zusammenhängt, aber auch, wie sehr er das Landschaftsbild veränderte, werden wir bei dieser Exkursion erfahren.
Die Fahrt nach Utsunomiya mit Regionalzügen dauert sehr lang. Da wir uns schon recht früh vor Ort treffen wollen, um das Beste aus dem Tag zu machen und auch wirklich alle wichtigen Orte zu sehen, ist eine Fahrt mit dem Shinkansen durchaus eine Option, die allerdings kostspieliger ist.
Für alle Fans eines gewissen japanischen Baseball-Spielers: Die Kanji des Nachnamens werden zwar genau so geschrieben wie die für die Steine 大谷 (石), aber unterschiedlich gelesen: im ersten Fall Ōtani Shōhei (大谷 翔平), im zweiten Fall ōya-ishi. Bitte nicht verwechseln!
Leitung: Maike Roeder
Ablauf (Änderungen vorbehalten)
9.00 Uhr
Treffen aller an der Touristeninformation (West-Ausgang) im JR-Bahnhof Utsunomiya.
Bitte dort selbständig ein Tagestickt für 2.000 Yen kaufen.
(Das Ticket berechtigt zum Besuch des Museums, des unterirdischen Steinbruchs, des Tempels und zur Nutzung der öffentlichen Busse zwischen dem Bahnhof Utsunomiya und den Steinbrüchen.)
9.15 Uhr
In ca. 5 Min. zu Fuß zum ehem. Anwesen der Familie Shinohara (einer der größten Shōyu-Hersteller und Händler für Düngemittel in der Region), 1895 (Meiji 28) erbaut. Besichtigung des Hauses und der Speicher, die aus Ōya-ishi gebaut sind und deshalb den Brand nach der Bombardierung 1945 überstanden haben.
10.26 Uhr
Abfahrt mit dem Bus von Station 6 Richtung Steinbruch, ca. 30 Min. Fahrt.
Wer es nicht bis 9 Uhr zum Bahnhof schafft, hat hier noch die Chance, zur Gruppe dazuzustoßen.
11.00 Uhr
Besichtigung des Tempels Ōya-ji (mit sehr alten, aus dem Felsen geschlagenen Buddha- und Bodhisattva-Statuen und der tausendarmigen Kannon aus der Heian-Zeit (810) sowie der 27m großen „Friedens-Kannon“ (1956).
Mittagessen auf eigene Kosten entweder im Restaurant „The Standard Bakers“ am Tempel oder Picknick im Park.
13.30 Uhr
Zu Fuß oder mit dem Bus zum Steinbruch (Haltestelle „Tateiwa iriguchi“), Führung durch den Steinbruch/Tagebau.
ca. 15 Uhr
Zu Fuß zum Steinbruch-Museum und zu dem unterirdischen Steinbruch
ca. 16.30 Uhr
Mit dem Bus zurück in die Stadt. Wenn ausreichend Zeit vorhanden, dann Besichtigung der aus Ōya-Stein gebauten katholischen Kirche Matsugamine und des Futa’arayama-Schreins, dann an der sog. Promenade entlang zum Bahnhof zurück.
ca. 17.30 Uhr
Ende der Exkursion
Wer will, kann sich vor der Rückfahrt noch mit Gyōza stärken, für die Utsunomiya ebenfalls sehr bekannt ist.
Bitte denken Sie bei der Kleiderwahl daran, dass in dem Untertage-Steinbruch eine durchschnittliche Temperatur von 11 Grad herrscht.
Für die Besichtigung der Tagebau-Stelle ist festes Schuhwerk nötig.