Vorträge
Mittwoch, 19. Februar 2020, 18:30–20:00 Assoc. Prof. Maria Grajdian: “Kiyoku, Tadashiku, Utsukushiku: Die Takarazuka Revue im Zeitalter der ‚schönen Harmonie‘”
In der 1914 von Kobayashi Ichizō gegründeten Musiktheatergruppe werden Männer- und Frauenrollen ausschließlich von Frauen gespielt. Grundlage der Stücke sind oft westliche Musicals, Manga oder Märchen, Bühnenbild und Kostüme sind meist sehr romantisch und aufwändig.
Im 106. Jahr seit ihrer Gründung setzt die Takarazuka Revue die reguläre Produktion von glänzenden Aufführungen fort, die sowohl politisch-wirtschaftliche Paradigmen von massenvermitteltem Konsumfetischismus und Überfluss-betreibender Unterhaltung herausfordern und den soziokulturellen Status-Quo immer wieder erneut bestätigen und bekräftigen.
Der erste Teil dieses Vortrags behandelt die knappe Darstellung der Mechanismen, die der Takarazuka Revue die konstruktive Überwindung historischer Entwicklungen erlaubt haben, und jener (Geschäfts-)Strategien, die innerhalb der komplexen Interaktion zwischen Zuschauerinnen, Staatsideologen und den künstlerischen Visionen der Takarazuka Revue-eigenen Verwalter entlang der Jahrzehnte entstanden sind.
Im zweiten Teil des Vortrags wird eine Diskussion mit den Vortragzuhörern/-innen angestrebt, anhand deren mögliche Zukunftswege identifiziert und aufgefasst werden, die im Spannungsverhältnis zwischen lokalen Erwartungen und globalem Druck hervorgehen.
Maria Grajdian ist Juniorprofessorin für Medienwissenschaft und Kulturanthropologie/-wissenschaft an der Hiroshima Universität, Graduate School of Integrated Arts and Sciences. Im Zentrum ihrer Forschung und Lehre befinden sich Aspekte der japanischen zeitgenössischen Kultur und Gesellschaft (Takarazuka Revue, Ghibli Studio, Murakami Haruki, japanische Popularmusik, japanische Animationskunst), geschichtliche Dimensionen des (enzyklopädischen) Wissens im interkulturellen Austausch sowie die Identitätsdynamik in der Spätmodere. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Abhandlungen in internationalen Fachzeitschriften hat Maria Grajdian im Jahr 2019 After Identity: Three Essays on the Musicality of Life und Cyberspaces of Loneliness: Love, Masculinity, Japan in Buchformat veröffentlicht.