Mittwoch, 14. Mai 2008, 19:30–21:00 Medienabend: „Geht es mit Japan bergauf oder bergab? Und was wird aus Fukuda?“

Japan hat zwar keine „Große Koalitions“-Regierung, aber ähnlich wie in Deutschland müssen sich auch hierzulande die beiden größten politischen Lager die Macht im Lande weitgehend teilen, seit die Opposition – nach ihrem Sieg bei den Oberhauswahlen vom Sommer 2007 – in der 2. Kammer des Parlaments über die Mehrheit verfügt. Das erschwert das Regieren. Aber während Bundeskanzlerin Angela Merkel die anfängliche Kritik, sie „führe“ zu wenig und „moderiere“ nur, längst überwunden hat und sich inzwischen großer Beliebtheit erfreut, kämpft Ministerpräsident Yasuo Fukuda noch mit deutlich sinkenden Zustimmungsquoten und großen Schwierigkeiten bei der Umsetzung seiner Wirtschafts-, Haushalts- und Währungspolitik. Merkels Popularität beruht vor allem auf außenpolitischen Erfolgen, etwa beim Weltwirtschaftsgipfel 2007 im deutschen Heiligendamm oder im Zuge der deutschen EU-Präsidentschaft in der zweiten Hälfte des letzten Jahres. Kann Fukuda von seiner Gastgeberrolle beim Weltwirtschaftsgipfel 2008 im japanischen Toyako in ähnlicher Weise profitieren? Wie wird sich Japans Wirtschaft in diesem Jahr entwickeln? Und wie geht es weiter im Verhältnis Japans zu China, Korea und den USA?
Wie beurteilen die deutschsprachigen Journalisten in Tokyo diese und andere Fragen zu ihrem Gastland? Was für ein Japan-Bild vermitteln sie ihren Lesern, Hörern oder Zuschauern in der Heimat? Wie präsentieren und bewerten sie die Veränderungen im Lande oder in ihrem beruflichen Umfeld? Wie arbeiten sie? Und was für Menschen sind das eigentlich, die mit ihren Berichten aus Tokyo ganz wesentlich dazu beitragen, was man in deutschen, schweizer oder österreichischen Wohnstuben, Büros und Kinderzimmern – oder an den heimischen Stammtischen! – über Japan weiß, denkt und empfindet?
In der mittlerweile 7. Folge unserer Medien-Serie erwarten wir diesmal Robert Finn Mayer-Kuckuk vom Handelsblatt und Patrick Welter von der Frankfurter Allgemeinen. Beide gehören zu der unter den in Tokyo stationierten Korrespondenten immer seltener werdenden Kategorie festangestellter Redakteure ihrer Blätter, unterscheiden sich aber in ihrem Verhältnis zum Gastland: Während Mayer-Kuckuk sich seit seinem ersten Japan-Besuch 1994 für das Land interessiert und intensiv damit beschäftigt hat, hat Welters ohne spezielle Japan-Vorkenntnisse die Chance ergriffen, FAZ-Korrespondent in Tokyo zu werden, als die Stelle frei wurde.

Mayer-Kuckuk und Welter werden zu Beginn des Abends in kurzen Einführungsvorträgen über ihre Korrespondententätigkeit in Tokyo berichten, ihr Verhältnis zu Japan erläutern und zu den aktuellen Entwicklungen Stellung nehmen. Anschließend erhalten die Zuhörer Gelegenheit, sich mit Fragen und Kommentaren an der Diskussion zu beteiligen.

Robert Finn Mayer-Kuckuk (*1974) kam erstmals 1994 nach Japan, um seine Kusine in Atami zu besuchen und eine „Rucksacktour“ durch Honshū zu machen. Er fand das Land „toll“, interessierte sich für Zen-Buddhismus und beschloss, Japanologie zu studieren: Zunächst in Hamburg (außerdem Sinologie und Journalismus), dann als Gaststudent in Fukui und danach an der Humboldt-Universität in Berlin, wo er auch seinen Magister in Volkswirtschaftslehre machte. 1999 begann Mayer-Kuckuk, neben dem Studium als freier Journalist für den Berliner Tagesspiegel zu schreiben. 2004 wechselte er zum Handelsblatt in Düsseldorf, wo er als Redakteur und Reporter arbeitete und zeitweilig auch die Journalistenschule des Holtzbrink-Verlags besuchte. Seit Anfang 2007 ist er – als Nachfolger von Nicole Bastian – Ostasien-Korrespondent des Handelsblatts mit Sitz in Tokyo.

Patrick Welter (*1965) hat schon als 15-jähriger Oberschüler seine ersten Pressefotos in der Westfalenpost platziert. Daraus entwickelte sich in den Folgejahren neben Schule und Studium eine journalistische Laufbahn als freier Pressefotograf und Reporter für verschiedene Zeitungen. Welter studierte Volkswirtschaftslehre und Geschichte in Aix-en-Provence (Diplom in französischer Sprache, Literatur und Gesellschaftskunde) sowie Köln (Magister in Vwl), arbeitete ab 1988 als freier Nachrichtenredakteur beim Deutschland-funk in Köln und ab 1990 als wissenschaftlicher Assistent im Wirtschaftspolitischen Institut der Kölner Universität. 1995 wurde er Wirtschaftsredakteur und -kommentator beim Handelsblatt in Düsseldorf und ab 2001 Wirtschaftskorrespondent des Blattes in Frankfurt. 2002 wechselte er zur Frankfurter Allgemeinen, wiederum als Wirtschaftsredakteur und -kommentator. Seit Oktober 2007 berichtet Welter aus Tokyo über Japan, Korea und Taiwan.

Moderator des Abends ist der OAG-Medienbeauftragte Gebhard Hielscher (bis Anfang 2000 fast drei Jahrzehnte lang Fernost-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung).