Montag, 19. Oktober 2020, 10:00 - Sonntag, 25. Oktober 2020, 18:00 Christin Schlothauer und Lisa Woite: „PLUS ALPHA – Filmemachen in Japan“

In Tokyo bewegen sich zwei deutsche Filmemacherinnen zwischen den Welten. Ihre Filme spiegeln die Interaktion mit dem Land wider, ohne es direkt zum Thema zu machen. Im Gespräch mit Stefan Speidel berichten Lisa Woite und Christin Schlothauer, wie Japan sie und ihre Kunst beeinflusst hat. Sie finden Schnittpunkte und diskutieren das plus alpha (das unerwartete Besondere), das Japan in ihre Werken einbringt, ebenso wie das plus alpha, das sie selbst als „bunte Hunde“ in die Filmszene mitbringen.
Im Rahmen der Ausstellung werden Kurzfilme beider Künstlerinnen sowie während der Dreharbeiten entstandene fotografische Werke gezeigt.

Christin Schlothauer ist eine in Tokyo lebende Filmproduzentin und Beleuchterin. Nach einem Studium der Japanologie und mehrjähriger Tätigkeit als Übersetzerin wechselte sie 2012 in die japanische Filmbranche, wo sie seither an hunderten nationalen und internationalen Werbespots, Filmen, TV-Reportagen und dergleichen mitwirkte. Als Produzentin arbeitet sie hauptsächlich im Bereich Independent Fiction und steht der Indie-Filmgruppe Project Yamaken vor.
Ihr neuester Film mit Regisseur Yamagishi Kentaro, der Action-Spielfilm Deep Logic, kam im Januar 2020 ins Kino und ist nach einer Corona-Pause im Oktober 2020 in vielen japanischen Städten zu sehen. Der Film, der in Zusammenarbeit mit der Tokyoter Theatergruppe 6BanCEED entstand, wurde gestaffelt über zwei Jahre gedreht und umfasst 280 Darsteller und Komparsen. Er wird vom 2. bis 15. Oktober täglich im UPLINK Shibuya gezeigt (mit engl. UT am 3., 4. und 11. Oktober).
Für weitere Informationen zum Film Deep Logic.
Offizielle Homepage

Lisa Woite studierte Bildende Kunst und Philosophie an der Universität der Künste Berlin (UdK) und der Humboldt Universität zu Berlin. 2019 schloss sie die UdK als Meisterschülerin von Prof. Josephine Pryde ab und studiert nun im Masterprogramm des Department of Imaging Arts and Sciences an der Musashino Art University in Tokyo. Seit 2020 ist sie Stipendiatin des DAAD.
Sie arbeitet hauptsächlich mit Film und Fotografie; sowohl analog als auch digital. Zentrale Themen ihrer Arbeit sind Experimente mit Bild und Text, dysfunktionale Kommunikation, sowie die Arbeit mit Found Footage. Ihre Recherche in Tokyo befasst sich mit Veränderungen im Stadtbild, Spuren der Vergangenheit, und den Fiktionen, denen Tokyo als Bühne gedient hat.

Wann? Ausstellung vom 19. bis 25. Oktober 2020, jeweils 10 bis 18 Uhr
Gesprächsabend: Mittwoch, den 21. Oktober 2020, 18.30 bis 20.00 Uhr
Wo? Gesprächsabend im Saal des OAG-Hauses; Ausstellung im Foyer

Zu den Filmen, die in der Ausstellung gezeigt werden:

Von Christin Schlothauer
2015 entwickelte sie als Executive Producer den japanisch-deutschen Kurzfilm Mandanke, in dem eine junge deutsche Künstlerin ihren Platz in der Hierarchie eines japanischen Manga-Studios bestreiten muss. Der Film wurde auf der Japan-Messe CONNICHI in Kassel uraufgeführt.

Der von ihr geschriebene Kurzfilm Jizō (2019), der sich mit dem buddhistischen Heiligen Jizo und seinem Image als Retter der Seelen verstorbener Kleinkinder auseinandersetzt, wurde auf dem Yonago Filmfest mit dem Tatsuya-Mori-Preis ausgezeichnet.

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Der Kurzfilm Zomeki no kuni (engl. Her Beat, 2019, Regie: Tomori Tsubasa), eine Coming-of-Age-Geschichte vor dem Hintergrund des traditionellen Awaodori-Tanzfestes in Tokushima, wurde beim Short Shorts Film Festival & Asia 2020 nominiert.

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Ano ko no himitsu (engl. Her Secret, 2019, Regie: Kataoka Kenta): Liebesgeschichte eines High-School-Jungen, der seine Klassenkameradin erobern will.

Von Lisa Woite
Don’t Linger in Ruins (2018)
Zwei Personen kommunizieren über Textnachrichten, als etwas passiert und eine der Personen zunächst verstummt und schließlich unaufgefordert damit beginnt, kryptische Ratschläge für den Umgang mit Traurigkeit zu erteilen. Dabei bleibt unklar, ob die Nachrichten immer noch vom gleichen Absender kommen, oder ob der Absender überhaupt noch eine menschliche Person ist. Die Kamera zeigt Details verlassener Seitenstraßen im Tokyoter Stadtteil Tsukishima. Menschen erscheinen nur als Spiegelungen oder Schemen.

Don’t Linger in Ruins zeigt womöglich ein Weltuntergangsszenario, vielleicht aber auch nur das Ende einer Kommunikation.

Don_t Linger in Ruins02

Eternal Interlude (2020)
Auf schwarz weißem Super 8 Film gedreht, zeigt Eternal Interlude die Gegend um die in der Edo-Zeit erbaute Brücke Nihonbashi, den Fluss darunter und die Stadtautobahn, die beide seit den sechziger Jahren überquert. In dem das Video überlagernden Text werden verschiedene Gedanken zum Ort verwoben, beginnend mit dem Charakter Higami Haruhiko, der als Konzept-Fotograf für Oshii Mamoru arbeitete. Ausgehend von dieser fiktionalen Darstellung driftet die Erzählung in verschiedene Richtungen und verbindet die Geschichte von Tokyos Flüssen mit unterschiedlichen Assoziationen und Kontemplationen.

Eternal Interlude
Dies ist eine Veranstaltung mit Unterstützung des DAAD.