Mittwoch, 1. November 2017, 18:30–20:00 Beate Wonde: Mori Ōgai (1862-1922). Zwischen den Kulturen ‒ I bunka to no deai

Mori Ogai-Ausstellung
Blick in die neue Mori-Ōgai-Ausstellung I © Patricia Escriche

Im 250. Geburtsjahr Wilhelm von Humboldts wurde die Mori Ōgai-Gedenkstätte (MOG) der Humboldt-Universität nach halbjähriger Schließung im März 2017 durch die Präsidentin Prof. Dr. Dr. Sabine Kunst mit einer neuen Dauerausstellung wiedereröffnet. Wie die Titel sind alle Texte der Ausstellung zweisprachig, für deutsche und japanische Gäste gleichermaßen rezipierbar, wenn auch nicht identisch.

Welche besonderen Herausforderungen zu bewältigen waren hinsichtlich einer aktuellen Sicht auf Ōgai, einer besucherorientierten Konzeption und der ästhetisch ansprechenden Umsetzung für Gäste von verschiedenen Kontinenten mit unterschiedlicher Vorbildung ‒ davon soll en detail die Rede sein, wie auch von der institutionellen Vernetzung und dem interkulturellen Alltag musealer Vermittlung.

Mori-Ogai-Ausstellung 2
Blick in die neue Mori-Ogai-Ausstellung II © Beate Wonde

Die Ausstellung spannt auf engstem Raum einen weiten Bogen von der historischen Situation nach der Landesöffnung, dem Besuch der Iwakura-Mission in Berlin, der Berliner Universität als alma mater der Meiji-Elite mit herausragenden Vertretern wie Sato Susumu, Kitasato Shibasaburo und Koganei Yoshikiyo, um sich dann als einem unter vielen dem vielseitigsten Alumni zuzuwenden: Mori Ōgai wird mit einem biografischen Überblick vorgestellt; Stationen seines Deutschlandaufenthaltes gehen in seine Berliner Zeit über, deren Spuren im Schaffen Ōgais im Weiteren herausgearbeitet werden. Angefangen mit seiner regen publizistischen Tätigkeit nach der Rückkehr aus Europa, werden originaler und Übersetzungstext von Maihime ineinander verschachtelt ins Verhältnis gesetzt, Handlungsorte skizziert. Im Bereich um das geistige Zentrum der Einrichtung, der Ōgai-Präsenzbibliothek, wird der Besucher dann konfrontiert mit Ōgais aufklärerischen bzw. philosophischen Texten „Über die Freiheit der Universität“ und zur Philosophie des „Als ob“ von Hans Vaihinger, also mit Fragen der wissenschaftlichen Freiheit und Verantwortung, der Rolle des Staates, dem Verhältnis von Religion und Mythos. (Wenige Wochen nach der Eröffnung fand der „March for Science“ statt!) Der letzte Raum ist Ōgais Vielfalt gewidmet mit z.T. erstmalig gezeigten Exponaten zum literarischen bzw. medizinischen Wirken der Nach-Deutschlandzeit.

Im Feed-back der Gäste ist von Quantensprung und Wiederentdeckung eigener Identität die Rede.
Schauen Sie selbst ‒ beim virtuellen Museumsrundgang.

Beate Wonde, geb. 1954 in Guben/Brandenburg. 1973-78 Studium Japanologie, Theaterwissenschaft und Anglistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1979-81 Monbusho-Stipendiatin an der Waseda-Universität, 1999 einmonatige Gastprofessur an der Meiji-Universität und 2010 JSPS-Stipendiatin an der Mie-Universität mit Aufenthalt am Kitasato-Institut. Sonderlehrveranstaltungen an Instituten für Museumskunde, Kulturwissenschaft und Germanistik. Betreut seit Gründung 1984 die Mori-Ōgai-Gedenkstätte in der Berliner Luisenstr. 39. Nach über 60 Sonderaustellungen kuratierte sie die neue Dauerausstellung der MOG.

Vortrag: Mori Ōgai Gedenkstätte Berlin (Beate Wonde)
Vortrag: Mori Ōgai Gedenkstätte Berlin (Beate Wonde)
Vortrag: Mori Ōgai Gedenkstätte Berlin (Moderation Luise Kahlow)
Vortrag: Mori Ōgai Gedenkstätte Berlin (Moderation Luise Kahlow)