Mittwoch, 15. November 2017, 18:30–20:00 Ronald Saladin: „Androiden für die Steinzeit – Verhandlungen von Arbeit, Individualität und Familie in der japanischen Gegenwartsgesellschaft in Murata Sayakas Konbini ningen (2016)“

Die Erzählung Konbini Ningen, für die Murata Sayaka 2016 mit dem Akutagawa-Preis ausgezeichnet wurde, erzählt die Geschichte der 36-jährigen Protagonistin Furukura. Diese arbeitet bereits seit 18 Jahren als freeter, d.h. also als Angestellte in einem prekären Arbeitsverhältnis, in einem Convenience Store.

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Konbini ningen

In ihrer Erzählung schildert die Autorin nicht nur sehr realitätsnah den Arbeitsalltag in einem Convenience Store, sondern legt darüber hinaus offen, inwiefern der Arbeitsplatz mit seinen Regeln und Strukturen auch das Privatleben beeinflussen kann. Murata verhandelt in ihrer Geschichte nicht nur die Beziehung zwischen Arbeitsplatz und privatem Raum bzw. Angestellten und Privatpersonen, sondern thematisiert darüber hinaus auch die gesellschaftlichen Dimensionen von Arbeit und Privatleben. Dabei legt sie insbesondere jene Bezüge offen, die als vermeintlich natürlich oft unhinterfragt bleiben.
Vor diesem Hintergrund widmet sich die Autorin dem grundlegenden Problem, wie Gesellschaft, Arbeit und Individuum organisiert sind, und stellt die Frage, wie und ob ein Individuum, das nicht den gesellschaftlichen Normen entspricht, in dieser Gesellschaft einen Platz finden kann.

Dr. Ronald Saladin hat Japanologie, Soziologie und Germanistik an der Universität Trier, der Tokyo Gakugei Universität sowie der Musashi Universität (Toyko) studiert. Er hat an den Universitäten Trier, Köln und Wien geforscht und gelehrt und ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) in Tokyo. In seiner Forschung setzt er sich mit Gender- und Gesellschaftsdiskursen in den Medien und der Literatur des gegenwärtigen Japans auseinander.

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Dr. Ronald Saladin