Stefan Keppler-Tasaki (2020) Wie Goethe Japaner wurde. Internationale Kulturdiplomatie und nationaler Identitätsdiskurs 1889–1989

9783862056682
191 Seiten
Deutsch
Iudicium Verlag München
2020
18 €; Mitglied: 1.800 ¥ / Nicht-Mitglied: 2.000 ¥

Was das Japanische an Japan sei, haben mehrere Intellektuellengenerationen in Tokyo und Kyoto mit dem undeutschen Deutschen von Weimar zu bestimmen versucht. Schriftsteller wie Mori Ōgai und die Japanischen Romantiker wollten gerade durch Goethe zum Bewusstsein japanischer Werte gelangt sein. Zen-Buddhisten wie Nishida Kitarō und D. T. Suzuki fanden bei ihm ihre tiefsten Überzeugungen bestätigt. Zur Suizidkultur hatte Goethe, der Japaner, ebenso viel beizutragen wie zum ästhetischen Lebensstil. Thomas Mann, der sich in beruflicher und familiärer Mission wiederholt mit Japan auseinandersetzen musste, legte Goethe auf nicht weniger schmeichelhafte Weise für seine japanischen Adressaten aus.

Wie Goethe Japaner wurde beschreibt Vorgänge der Nostrifizierung, in denen das zugrunde gelegte Wir zugleich erst ausbuchstabiert wurde. Die Studie zeigt, wie Weltliteratur in den deutschjapanischen Beziehungen ein doppeltes Potential entfalten konnte: als Währung, die unter unwahrscheinlichen Verständigungsbedingungen Vertrauen genießt, und als Medium, das kulturelle Selbstverständigung auch in anderen sozio-politischen Zusammenhängen als denen seiner jeweiligen Ausgangskultur ermöglicht.

INHALT
Vorbemerkung

I. Nation Building mit Goethe. Einleitung
II. „Goethe in Japan“. Zur Wissenschaftssoziologie eines Topos
III. Goethe, Ōgai und die kulturelle Selbstverständigung Japans
IV. Goethe im japanischen Suizid-Diskurs
V. Der Buddha Goethe. Zu einem Motiv des Zen-Buddhismus
VI. Thomas Mann, Japan und die Diplomatie mit Goethe
VII. Faust in Kurosawa Akiras Ikiru
VIII. Faust in Tezuka Osamus Neo-Faust
IX. Die Marke Goethe. Ausblick

Glossar · Literaturverzeichnis · Quellen · Forschungen · Abbildungsverzeichnis · Personenregister

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