Mittwoch, 7. November 2007, 18:30–20:00 Michiko Mae: Japan auf dem Weg zu einer Partizipationsgesellschaft

Außerhalb Japans ist bis heute noch wenig bekannt, dass dort im Jahr 1999 ein sehr fortschrittliches Gleichstellungsgesetz in Kraft getreten ist: das „Gesetz zur Schaffung einer Gesellschaft, an der sich Männer und Frauen gleichermaßen beteiligen und die sie gemeinsam gestalten sollen“ (Danjo kyōdō sankaku shakai kihonhō; Partizipationsgesetz). Ebenso wenig ist aber bekannt, dass seitdem um dieses Gesetz ein heftiger Streit entbrannt ist. Der Umsetzungsprozess dieses Gesetzes in konkrete Ausführungsvorschriften in Präfekturen und Städten wurde von Kritikern und Befürwortern des Gesetzes als Kampffeld benutzt. Dieser Kampf verrät wie kaum ein anderes Phänomen im gegenwärtigen Japan, wo die japanische Gesellschaft heute steht bzw. wie die japanische Gesellschaft heute positioniert ist zwischen Globalisierung und Renationalisierung. Im Vortrag soll der kontroverse und aufschlussreiche Diskurs über das Partizipationsgesetz, das in der Entwicklung der japanischen Zivilgesellschaft im Globalisierungszeitalter einen Meilenstein bedeutet, erläutert und analysiert werden. In diesem Diskurs wird deutlich, dass sich das heutige Japan immer weniger an dem national orientierten Kulturkonzept, das für den Modernisierungsprozess konstitutiv war, orientiert und allmählich (gegen starke Widerstände) zu einer transkulturellen Zivilgesellschaft überzugehen scheint.

Michiko Mae, Kulturwissenschaftlerin.
Seit 1993 Professorin für das Fach „Modernes Japan“ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf; 1995 bis 2001 Prorektorin der HHU Düsseldorf; seit 1999 Geschäftsführende Direktorin des Ostasien-Instituts; Research Fellow an der Universität Tokyo (2000) und an der Ochanomizu-Universität (2004) und Gastprofessorin an der Keio-Universität (2004) und Ochanomizu-Universität (2004). Mitherausgeberin der Reihe „Geschlecht und Gesellschaft“; Mitgründerin (mit Prof. Ilse Lenz) des seit 1992 jährlich stattfindenden Workshops „Geschlechterforschung zu Japan“.
Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Inter- und Transkulturalitätsforschung, kulturelle Identität, Öffentlichkeits- und Subjektivitätskonzepte im japanischen Modernisierungsprozess sowie Gender Studies bezogen auf Japan und Deutschland in vergleichender Sicht.