Mittwoch, 6. Oktober 2021, 18:30–20:00 Prof. Dr. Julius Weitzdörfer: „Gerechtigkeit in der Katastrophe? ‚Schuld‘ und Schulden nach den Fluten in Ost-Japan 2011 und Westdeutschland 2021“

Über Katastrophen wird häufig gesagt, dass sie den wahren Charakter von Menschen und Gesellschaften hervorbringen.
Zehn Jahre nach dem Tsunami in Ost-Japan und mehr als zehn Wochen nach den großen Überschwemmungen in Westdeutschland stellen sich dort jeweils Fragen der Verteilungsgerechtigkeit: zwischen Opfern und Allgemeinheit, Versicherten und Unversicherten, Mietern und Eigentümern, Arm und Reich, Jung und Alt, Bürger und Staat. In diesem Vortrag sollen die beiden ungleichen Katastrophen erstmals aus Sicht von Recht und Gerechtigkeit, in Bezug auf Schuld und Schicksal, Solidarität und Selbstverantwortung sowie Politik und Ökonomie verglichen werden. Trotz ganz unterschiedlicher Naturereignisse stellt sich dabei heraus, dass in beiden Fällen der Wiederaufbau in ökonomischer und juristischer Sicht ganz ähnliche Probleme aufwirft, hinsichtlich derer Deutschland viel von Japan lernen kann.

Tohoku_Sonja_1© Sonja Blaschke

Prof. Dr. Julius Weitzdörfer LL.B. Dipl.Jur. M.A. (Cantab) ist seit 2020 Juniorprofessor für Ostasiatisches Recht an der FernUniversität Hagen. Bis dahin lehrte er an der Faculty of Law, University of Cambridge und der John F. Kennedy School of Government, Harvard University. Er beschäftigt sich intensiv mit rechtlichen Fragen extremer Risiken, der Technologiepolitik und der Bewältigung des ökologischen Wandels. Er wird im OAG-Vortrag erstmals die Ergebnisse seines jüngsten Buches zur Katastrophengerechtigkeit Double Debt Desaster. Law, Policy, and Social Justice in the wake of Japan’s 2011 Tsunami (DIJ/Iudicium 2021) sowie zu Extremereignissen (Cambridge University Press 2019) auf Deutsch vorstellen.

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