Mittwoch, 25. April 2012, 18:30–20:00 Halbstarke, Rocker und Straßengangs – Entwicklung und Charakteristika delinquenter Jugendkulturen der japanischen Action-Szene

Mit den Taiyō-zoku (Sonnenvolk) entstand Mitte der 1950er in Japan eine neue
Form delinquenter Jugendkulturen, die eine landesweite Debatte über die „verdorbene
Nachkriegsjugend“ entfachten, ähnlich den Halbstarken in Deutschland.
In den nächsten Jahrzehnten folgten weitere zoku-Gruppen, wie die
Kaminari-zoku (Donnervolk) oder Take-no-ko-zoku (Volk der Bambussprossen).
Neben Stil, Gestik und Sprache verband diese Jugendkulturen vor allem eine
eigene Denk- und Handlungsweise, die sich durch ausgeprägte Freizeit- und
Konsum-Orientierung sowie delinquentes Verhalten auszeichnete.

Das Suffix -zoku (Volk, Clan) wurde zum Synonym für „delinquente Jugendkulturen
der Action-Szene“, deren bekannteste Vertreter die Bōsō-zoku und
Yankee sind. Bis heute prägen Image und Stil der zoku-Jugendkulturen sowohl
jüngere Gruppen dieser Jugendszene (z.B. Hip-Hop), unter anderem durch die
Übernahme bestimmter Charakteristika (z.B. Yankee-Stil) und Wertvorstellungen,
als auch die öffentliche Definition „jugendlicher Delinquenz“.

Der Vortrag beschreibt die Geschichte und wichtigsten Charakteristika delinquenter
Jugendkulturen der Action-Szene Japans, sowie die Faktoren, die ihre
Entstehung begünstigten, um anschließend auf die Wahrnehmung von und den
Umgang mit delinquenten Jugendlichen in Japan einzugehen. In diesem
Zusammenhang werden Werdegänge aus diesem jugendkulturellen Milieu nachgezeichnet,
um einerseits berufliche und soziale Folgen aufzuzeigen, andererseits
die Funktion von Jugendkulturen als Orientierungshilfe bei der Identitätsfindung
zu behandeln.

Felix Milkereit (1979) studierte bis 2008 Japanologie an der Humboldt-
Universität zu Berlin. Seine Bachelorarbeit über den Taiyō-zoku-Film Taiyō no
kisetsu (Sonnensaison) wurde in der Kleinen Reihe der Mori-Ogai-Gedenkstätte
Berlin veröffentlicht. Seit 2008 befindet er sich im Masterstudiengang der
Japanologie an der Freien Universität Berlin. Dort spezialisierte er sich auf
delinquente Jugendkulturen Japans seit der Nachkriegszeit.