Samstag, 31. Mai 2014, 10:15–12:30 Besichtigung der Kimono-Ausstellung „Takumi ‒ Traditionelle Techniken und Schönheit“ und der Modellkleider-Sammlung der Kasei Universität Tokyo

In dieser kleinen, aber feinen Sonderausstellung sehen Sie Kimonos, die von berühmten Kimono-Künstlern in den drei traditionellen Methoden (Stoff)Malen, (Holz)Drucken und Sticken hergestellt sind. Es werden vor allem der Herstellungsprozess, die dazu gehörenden Werkzeuge und die Techniken erklärt.

Im zweiten Teil sehen Sie die Modellkleider-Sammlung der Kasei Universität. Der Pädagoge und Schneider Watanabe Tatsugorō (1844-1907) versuchte schon zu Beginn der Meiji-Zeit, durch die Näh-Ausbildung junge Mädchen und Frauen zu mehr wirtschaftlicher Selbständigkeit zu erziehen. Er entwickelte ein besonderes Lineal (hinagatazashi), das beim Zuschneiden und Nähen der Kleidungsstücke ‒ aus Zeit- und Materialgründen in der Regel im Maßstab 1:3 ‒ sehr hilfreich war und es den Frauen erleichterte, das Gelernte später einfach anzuwenden. Meiji 14 (1881) gründete Watanabe die „Nähschule für japanische und westliche Kleidung“ (Wayō saihō denshūjo), die spätere Kasei Universität Tokyo.

Die dreijährige Ausbildung war sehr anspruchsvoll ‒ es galt, etwa 200 verschiedene Kleidungsstücke ganz oder in Teilen zu nähen und zwar nicht nur japanische Kleidung (Kimono, Yukata, Hakama, Haori, Kappa jeweils für Männer und Frauen; Arbeitskleidung der verschiedenen Handwerker; Kleidung für shintoistische und buddhistische Priester, Kleidung von Richtern etc.) sowie koreanische (!) Kleidung, sondern auch westliche Kleidung, die zunehmend populär wurde, und Reformkleidung.

Die Sammlung zeigt in kondensierter Form die ungeheure Vielfalt an Kleidungsstücken, die von der Meiji-Zeit bis zu Beginn der Shōwa-Zeit in Japan getragen wurden und die eine professionelle Schneiderin beherrschen musste.
Die Ausstellung ist nicht nur sehr schön anzusehen, sondern zeigt auch einen wichtigen Teil japanischer Sozialgeschichte und wurde deshalb im Jahr 2000 zum „Wichtigen materiellen volkstümlichen Kulturgut“ (Jūyō yūkei minzoku bunkazai) erklärt.

Frau KANNO Momoko, die Kuratorin der Kimono-Ausstellung, führt uns durch den ersten Teil, Frau MITOMO Shōko, Expertin für die Modellkleider, erklärt uns den Hintergrund dieser Sammlung.
(Leitung: Dr. Maike Roeder)