Freitag, 16. Mai 2014, 18:30–20:00 AK Japanischer Film der Gegenwart: „Vorwärts, Armee des Kaisers! Dichtung und Wahrheit im Dokumentarfilm“Sprecher: Matthias Pfeifer

Der 1987 in Japan erstaufgeführte Dokumentarfilm Yuki yukite, shingun (Regie: Hara Kazuo), dt. „Vorwärts, Gottesarmee (od. Armee des Kaisers)“, ist wohl einer der bekanntesten und vielleicht auch einer der meistgesehen Dokumentarfilme Japans überhaupt.

In seinem Zentrum steht der Weltkriegsveteran und radikale Politaktivist Okuzaki Kenzō, den die Kamera sozusagen auf Schritt und Tritt bei seinen Unternehmungen in Japan und auf den ehemaligen Kriegsschauplätzen begleitet. 
Vordergründig zeigt sie, wie Okuzaki sich auf seine Weise mit der eigenen und damit auch der japanischen Vergangenheit auseinandersetzt und dabei einem furchtbaren Geschehnis gegen Ende des Krieges auf die Spur kommt.

Auch wenn die Kamera an der Oberfläche des Geschehens dem umtriebigen Okuzaki bei seinen Aktionen lediglich zu folgen scheint, so zeigt sich, dass es beim Fortschreiten der „Handlung“ zu einer merkwürdigen Interdepenz zwischen „Hauptdarsteller“ und Kamera kommt, die grundsätzliche Fragen nach dem Dokumentarischen des Films, ja des Genres an sich aufwerfen.

In dem Referat geht es um Bedingungen, die einen Dokumentarfilm ausmachen, die Inzeniertheit von Realität und natürlich auch um die Möglichkeit, wie man Kriegsschuld dokumentieren kann, ohne in ein staatstragendes und letztendlich leeres Pathos zu verfallen, das so typisch für NHK-Dokumentationen zum gleichen Thema ist.

Matthias Pfeifer lehrt seit 1994 an der Präfekturuniversität von Shizuoka (Fachbereich Internationale Beziehungen). Veröffentlichungen und Vorträge zur japanischen Literatur (Soseki, Kafu), Comics (Mizuki Shigeru, Takita Yu) und Kriegsfilmen. Daneben Übersetzungen japanischer Literatur (Okuda Hideo, Inoue Hisashi).

Leitung: Prof. Dr. Reinold Ophüls-Kashima, Sophia-Universität