Montag, 10. Oktober 2022, 18:30–20:00 Dr. Jan Levin Propach: „Das Wunder des Ostens – Von Märtyrern und verborgenen Christen auf Kyūshū“

1867 schreibt Papst Pius IX. an den Japanmissionar Petitjean in Nagasaki und spricht von einem Wunder des Ostens. Was war vorgefallen? Zwei Jahre zuvor waren japanische Christen bei dem Missionar aufgeschlagen und fragten ihn nach einer Statue der Muttergottes. Was sich kein Mensch im Westen hatte vorstellen können: Japanische Christen hatten unter größten Widrigkeiten die 250 Jahre der Verfolgung durch das Tokugawa-Shogunat im Untergrund überlebt.

Obwohl in der Folgezeit die Hälfte der verborgenen Christen wieder in die katholische Kirche zurückkehrte, entschloss sich der Rest den über Generationen weitergegeben Glauben weiter zu praktizieren. Bis heute leben insbesondere auf Kyūshū noch einige wenige Tausend kakure kirishitan. Allerdings ist es bloß eine Frage der Zeit, bis diese Form des Christentums ausgestorben sein wird.

Der Vortrag möchte anhand ausgewählter Beispiele und Bildmaterial in das faszinierende religiöse Leben der verborgenen Christen auf Hirado und Ikitsuki einführen und zeigen, was unter dem Druck der Verfolgung, über ein solch langen Zeitraum und in Auseinandersetzung mit der shintoistisch-buddhistischen Umgebung aus dem Erbe der christlichen Missionare der frühen Neuzeit geworden ist.

Dr. Jan Levin Propach studierte Katholische Theologie und Philosophie in Paderborn und München und wurde 2020 an der Universität Augsburg mit einer Arbeit zur Metaphysik von G.W. Leibniz im Fach Philosophie promoviert. Derzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Dogmatik der LMU München und am Lehrstuhl für Philosophie an der Universität Regensburg. Darüber hinaus war er zwischen 2018 und 2022 Visiting Research Scholar an der Waseda University und ist seit 2022 Visiting Assistant Professor an der Keio University. Neben philosophischen Themen beschäftigt er sich mit der Geschichte des Christentums in Japan und schrieb eine Dissertation im Fach Kirchengeschichte an der Universität Augsburg zur Anwendung der jesuitischen Missionsstrategien im Prozess der Übersetzung christlicher Literatur ins Japanische.

Dies ist die erste Veranstaltung, die von dem neu gegründeten Arbeitskreis „Religionen“ organisiert wurde. Nach einem ca. 60 minütigen Vortrag wird es 30 Minuten Zeit für Diskussionen geben.

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