Dienstag, 10. Oktober 2023, 10:00 - Sonntag, 22. Oktober 2023, 17:00 Einzelausstellung von Jens Rausch: „BACK TO THE ROOTS“

Die Waldgebiete in Deutschland leiden derzeit – wie fast überall auf der Welt – unter den sich rasant verändernden klimatischen Bedingungen und den menschlichen Eingriffen. Dürresommer, Waldbrände und auch ein auf wirtschaftliche Interessen ausgelegter Waldbestand in Monokultur zeigen Wälder ohne ausreichende Resilienz. Alles spricht für einen Neubeginn im Sinne neuer Ansätze im Umgang mit der uns umgebenden natürlichen Mitwelt.

Das Thema Wald beschäftigt den deutschen Maler Jens Rausch mit seinen hessischen Wurzeln seit jeher. Dabei nutzt er dieses Sujet vor allem, um daran Prozesse, Strukturen, Zerfall, Materialeigenschaften und natürliche Kreisläufe auszubilden. Seine Wald- und Forstwerke sind immer auch Materialbilder – weniger gemalt, als vielmehr gemacht: denn der Künstler durchforstet künstlerisch – ganz im Sinne eines menschengemachten Eingriffs – die natürlich erwachsenen Strukturen und Materialeigenschaften mit scharfen Messern und Werkzeugen. Mit dieser Art einer ‚kreativen Zerstörung‘ bringt er feine Verästelungen, Stämme, Struktur und immer wieder auch Lichtung ins Werk und lädt die Betrachtenden dazu ein, nicht nur in einen Wald zu blicken, sondern gleichermaßen auch auf einen Wald, der sich aus den wäldischen Materialien wie Asche, Ruß, Erden und Kalk bildet.

In seinen jüngsten Werken verstärkt der Künstler diesen Eindruck eines nicht ausschließlich auf natürlichen Wegen erwachsenen Waldgebildes durch den Einsatz von Sprühfarbe, die er – wie im echten Wald – als eine Art Markierung und kryptische Sprache verwendet. Die Werktitel verweisen auf jenes Vorgehen, sind gleichzeitig jedoch vielmehr auch Arbeits- und Prozessbeschreibungen, denn als ‚Bestand‘ kann auch jenes verbliebene Material nach entsprechender Durchforstung auf der Leinwandoberfläche interpretiert werden.

Gelegentlich nutzt Jens Rausch auch Telefonbücher für seine Waldwerke. Diese entstammen bekanntermaßen nicht nur materiell aus den Wäldern, sondern verweisen gleichzeitig auch auf den deutschen Sprachgebrauch, der immer wieder auch Beziehungen zum Wald aufweist: Entstammungen, Verwurzelungen und Entwurzelungen, etc. Nicht zuletzt steht der Stammbaum als eine Metapher für eine sich auswachsende Familiengeschichte, die sich beständig verzweigt und verästelt. Einzelne Telefonbuchseiten nutzt der Künstler hier in vielschichtiger Anwendung: löscht einzelne Bestandteile durch den Einsatz von Feuer aus, schichtet auf und ab und verflechtet so metaphysisch die verschiedenen Ebenen, die sich damit in unterschiedlichsten Lesarten deuten lassen. Der Einsatz eines Telefonbuches, das in Deutschland tatsächlich immer noch existiert und seine Anwendung findet, wirkt in einer Zeit zunehmender Digitalisierung nahezu anachronistisch; und verweist als immense Datensammlung gleichermaßen auf unser eigenes Sein, in einer Zeit, die uns zunehmend aus der analogen Welt zu entwurzeln scheint.

Es ist die zweite Ausstellung, die Jens Rausch in der Ostasiatischen Gesellschaft zeigt. Der Künstler
wird während der Ausstellungseröffnung sowie zur gesamten Ausstellungszeit in Tokyo sein.

Durchforstete Lichtung, Öl. Asche, Pflanzenteile, Erden, Ruß und Eisenoxid auf Leinwand, 50 x 70 cm, 2022
Durchforstete Lichtung, Öl. Asche, Pflanzenteile, Erden, Ruß und Eisenoxid auf Leinwand, 50 x 70 cm, 2022

Mehr unter jensrausch.de

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(c) Carina Jirsch

Diese Ausstellung findet mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland statt.

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Logoball mit Schriftzug
Am 11. Oktober findet ab 18.30 Uhr ein Künstlergespräch statt. Im Anschluss daran folgt die Ausstellungseröffnung bei einem kleinen Umtrunk.