Mittwoch, 19. Juni 2024, 18:30–20:15 Vorführung des Films „Day, Year, Life –A Story of Aging in Japan“ (2022) und Diskussion mit der Regisseurin Dr. Jackie J. Kim-Wachutka

Ein 80-jähriger japanischer Bäcker und seine Frau bezeugen Leidenschaft für ihre Arbeit und die Bedeutung von Dankbarkeit und Gebet, während sie ihr von Grund auf aus naturbelassenen Zutaten selbst hergestelltes Hefebrot backen und verkaufen. Ein Tag, während eines Jahres eingefangen, dokumentiert ihre Reflexionen über verschiedene Abschnitte des Lebens, über die körperlichen Herausforderungen zunehmender Gebrechlichkeit und Alterung sowie über die Ungewissheit der Zukunft. Indem sie das Beste aus den von der Natur bereitgestellten Zutaten herausholen, finden sie Trost in den Grundlagen der alltäglichen Routine.

Kim-Wachutka, Doku 2 (Poster)

Anhand des ca. 75-minütigen Dokumentarfilms – eine im Rahmen meines von der Japan Society for the Promotion of Science (JSPS) geförderten Forschungsprojekts Multi-Cultural & Multi-Ethnic Aging in Japan gedrehte „Zufalls-Ethnographie“ – möchte ich an diesem Vortragsabend folgendes aufzeigen:
a) zeitliche und räumliche Grenzen der Bewegung und des Tempos sowie Barrieren und deren improvisierte Nutzung;
b) globale Verbindungen gemeinsamer Themen des Alterns und dabei unterschiedliche kulturelle Ausdrucksformen der Auseinandersetzung mit universellen Herausforderungen der zunehmenden Gebrechlichkeit, des Gedächtnisverlustes, der Improvisation, der Flexibilität und der Akzeptanz beleuchten;
c) die Bedeutung von Narration für das alternde Subjekt, um über die Vergangenheit reflektierend und auf die letzten Phasen des Lebens schauend einen Sinn im Alltag der Gegenwart zu finden.

Der Film ist auf Japanisch mit englischen Untertiteln, die Diskussion im Anschluss an das Filmschauen wird auf Deutsch geführt.

Dr. Jackie J. Kim-Wachutka lehrt an der Ritsumeikan-Universität in Kyoto. Ihre auf langjährigen Zeitzeugeninterviews basierende Forschung zur Koreanischen Minderheit in Japan hat sie in den Monographien Hidden Treasures: Lives of First-Generation Korean Women in Japan (Rowman and Littlefield, 2005) und Zainichi Korean Women in Japan: Voices (Routledge, 2019) veröffentlicht. In 2023 war sie Gasteditorin der von der Seoul National University herausgegeben Fachzeitschrift Seoul Journal of Korean Studies für die beiden Sonderausgaben 36:1 und 36:2 zu den gegenwärtigen Erfahrungen der Zainichi-Koreaner. Ihre jüngsten Artikel und Buchbeiträge sind “Zainichi Korean Women and Intersectional Visibility: Private Talk, Public Speech, Political Act — Seeking Justice in Japan” (2023), “Hate Speech in Japan: Patriotic Women, Nation and Love of Country” (2020), “When Women Perform Hate Speech: Gender, Patriotism, and Social Empowerment in Japan” (2019) und “Bones to Pick: Nationalism Beyond the Grave” (2018).
Momentan arbeitet sie an einem Sammelband über Japans multiethnisches Altern, der die Bedürfnisse der wachsenden Zahl ausländischer Einwohner berücksichtigt.