Mittwoch, 6. März 2024, 18:30–20:00 Martin Heißwolf: „Das gute Leben: Heilsvorstellungen im Diskurs mit dem japanischen Animismus“

Das gute Leben wird in verschiedenen Kulturen und Weltanschauungen ganz unterschiedlich wahrgenommen und ausgedrückt. Die EU wirbt auf großen Plakaten mit den Werten „Freiheit, Frieden und Energieunabhängigkeit“, in Japan spricht man von „Harmonie“, im traditionell-christlichen Bereich von „Heil“. Ebenso wird auch die Bedrohung des guten Lebens unterschiedlich erlebt. Sei es durch Krieg oder die Klimakatastrophe, Unreinheit oder Störung des Kollektivs, oder Schuld und Sünde in der christlichen Tradition. Und dann sind natürlich auch die Strategien zur Sicherung des guten Lebens von Kultur zu Kultur ganz anders.

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Martin Heißwolf geht es in seinem Vortrag darum, verschiedene Vorstellungen vom guten Leben, seiner Bedrohung und den Strategien zu seiner Sicherung miteinander ins Gespräch zu bringen. Er stützt sich dabei auf wissenschaftliche Veröffentlichungen, vor allem aber auf die zahllosen Gespräche mit japanischen Freunden. Ihnen verdankt er tiefe Einblicke in das japanische Denken. Dabei leitete und leitet ihn das Anliegen des offenen, kritisch-wertschätzenden Diskurses. Seine Erfahrung: Durch diese Art des Miteinanders können eigene Engführungen überwunden werden. Alle Gesprächspartner werden durch die Weisheit der anderen bereichert.

Im ersten Teil des Vortrags geht es um weltbildliche Vorstellungen, Vorstellungen über die Welt, den Menschen und Gott. Dabei wird deutlich, dass das Weltbild Japans animistisch ist. Das ist zwar die Überzeugung vieler japanischen Wissenschaftler, am überzeugendsten trägt das aber Hayao Miyazaki vor. Im zweiten Teil geht es um soziologische Themen, vor allem um die Arbeiten von Nakane Chie und Doi Takeo. Die Themen und Beispiele werden so ausgewählt und präsentiert, dass die Wertschätzung für eigene und fremde Anschauungen vertieft wird und das gegenseitige Verständnis noch besser gelingt. Ein kleiner Beitrag zur großen Aufgabe der Völkerverständigung.

Martin Heißwolf ist verheiratet. Gemeinsam mit seiner Frau und ihren sieben Kindern war er im Auftrag der DMG interpersonal e.V. 26 Jahre in Japan im kirchlichen Dienst, in Sozialarbeit und im theologischen Lehrdienst tätig (1991-2017). 2011 promovierte er mit seinem Fachgebiet Animismus in Japan an der University of South Africa zum D.Th.. Seit 2018 ist er Dozent und Fachbereichsleiter des Fachbereichs Missiologie am BibelStudienKolleg Stuttgart, seit 2023 Pastor der Japanischen Evangelischen Gemeinde Stuttgart e.V..

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