Geselliges
Mittwoch, 19. März 2025, 18:30–21:30 Feier anlässlich des 152. Gründungsjubiläums der OAG. Ausstellung „Kiwa“ von Mukai Tomoko, Vortrag von Prof. Gabi Schillig und Musikperformance von Nagata Sachiko
Das 152. Gründungsjubiläum der OAG wollen wir mit einer Ausstellung, einem Festvortrag und einer Musikperformance feiern. Feiern Sie mit uns!
Zunächst wird die Künstlerin Mukai Tomoko das Kiwa-Projekt und ihre Austellung vorstellen.
Wie situieren wir uns in der Natur?
Ist Natur nicht immer auch Gegenstand menschlicher Konstruktionen und Projektionen?
„Kiwa“ bezeichnet auf Japanisch sowohl räumliche Grenzen als auch Schwellenmomente im Prozess des Wandels. Unter diesem Stichwort erforscht Mukai Tomoko in ihrem Kiwa-Projekt die Grenzen und Übergangsräume zwischen menschengemachten und natürlichen Umfeldern.
Seit 2019 entwirft Mukai in diesem Rahmen Installationen, Performances und Plattformen für interdisziplinären Dialog und Begegnungen. In ihrer Arbeit sucht sie nach Möglichkeiten der Intensivierung der Erfahrung unserer Umgebungen und nach der Erweiterung unseres alltäglichen Lebens.
Diese Installation basiert auf einem Projekt, das 2024 im Museum Insel Hombroich in Deutschland präsentiert wurde, einem Ort, dessen Motto „Kunst parallel zur Natur“ lautet. Sie wird an die Räume des OAG-Hauses/Deutsches Kulturzentrum angepasst rekonstruiert – eine Schnittstelle, an der sich die Kulturen Japans und Deutschlands begegnen. Während der Ausstellungsdauer werden kleine Pflanzen und Naturobjekte, die in der Umgebung des Instituts inmitten der Stadt gesammelt werden, in die Installation integriert, wodurch sich diese im Laufe der Zeit nach und nach verändert.
Im Rahmen des Kiwa-Projekts wurden unterschiedliche audiovisuelle Performances (Sōtō-Zentempel Tōchōji, Tokyo, 2021) sowie Installationen mit Texten und Naturobjekten (Sōtō-Zentempel Tōchōji, Tokyo, 2023 / Museum Insel Hombroich, Deutschland, 2024) entwickelt.
http://kiwa-project.org/
Mukai Tomoko, Raumgestaltung und -inszenierung / Konzept, Text und Rauminstallation
1991 erhielt sie ihren Bachelor of Arts an der Musashino Art University (MAU) in Tokyo. 1996 erwarb sie ihr Diplom im postgradualen Studium der Audiovisuellen Medien an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) in Deutschland.
Seit Mitte der 1990er-Jahre beschäftigt sie sich mit räumlicher Gestaltung durch computergenerierte optische Landschaften. Ihr Ansatz zielt darauf ab, intuitive Erfahrungen zu schaffen, die die komplexen Beziehungen zwischen Information, Gedächtnis und körperlicher Wahrnehmung im sozialen und kulturellen Kontext untersuchen. Sie hat ihre Arbeiten an verschiedenen kulturellen und historischen Schnittstellen präsentiert, darunter im Tokyo National Museum, am Tempel Kanʼei-ji, in der Straße ‚Kashiwa-yu Dori‘ im Yanaka-Viertel (Tokyo), am Hofu-Schrein, am Fluss Ichinosaka-gawa (Yamaguchi) sowie die Trinitatiskirche und St. Gertrud (Deutschland).
Sie hebt die interdisziplinäre Zusammenarbeit und den Dialog mit Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen hervor. In solchen Kooperationen strebt sie danach, die Grenzen zwischen verschiedenen Ausdrucksformen und Disziplinen zu überwinden.
Nach vielen Jahren der Tätigkeit als festangestellte Associate Professorin in der Design- und Kunsterziehung wurde sie 2018 freiberuflich tätig. Heute leistet sie weiterhin Beiträge als Gastdozentin und Forscherin an in- und ausländischen Universitäten.
http://raumraum.jp/
Vortrag von Prof. Gabi Schillig
„on soft boundaries – やわらかな境界“
Wie sieht die Grenze aus zwischen dem Selbst und der Welt? Wo endet der eigene und der andere Körper und wo beginnt der Raum oder die Stadt? Kann Weichheit, Fluidität und Fragilität von räumlichen Grenzen ein neues Verständnis nicht nur für unser eigenes Selbst, sondern auch für unser Verhältnis zur Welt und zur Gesellschaft ermöglichen?
Weichheit als raum-, materialbezogenes und soziales Konzept ermöglicht Sanftheit, Wandungsfähigkeit und Resonanz. Weichheit steht für Schönheit und Stärke und ist das Gegenteil von Härte und dem Unbeweglichem. Gleichzeitig verkörpert Weichheit Fragilität und führt zu Instabilität. Dennoch ist das transformatives Potenzial von Weichheit, dass sich jemand oder etwas in einen neuen Wesenszustand verwandelt, ein kraftvoller Moment, der zu Stabilität und Stärke führt. Fragilität und Stabilität bedingen sich gegenseitig und existieren gleichzeitig.
Der Vortrag soll ein konzeptioneller Dialog von künstlerischen Überlegungen zu räumlichen Grenzen der Arbeit Kiwa von Tomoko Mukai und den „responsive architectures“ von Gabi Schillig sein. Zur Weichheit von Raumgrenzen sollen Gedanken und Überlegungen zu Fragilität, Vergänglichkeit, (Atmo-)Sphären, (Im)Materialität, Körper, Innen und Außen, dem Belebten, dem Sinnlichen, zu Intimität, Metamorphose, Haut, Wolken, Nähe und Distanz entfaltet werden.
Formen von Weichheit bieten Möglichkeiten, mit der Welt in Kontakt zu sein – und dabei die Beziehung zum „Anderen“, Unbekannten, Fremden zu erkunden. Wie können Formen weicher Räumlichkeit geschaffen werden, um Begegnungen, offene Räume und Verbundenheit durch Nähe und Distanz zu schaffen – um geschützte und sichere Räume zwischen Menschen und Menschen und anderen Lebewesen zu schaffen?
Gabi Schillig ist Gestalterin und Künstlerin und entwirft experimentelle dialogische Raumstrukturen und Kommunikationsräume. Sie studierte Architektur in Coburg und absolvierte ein postgraduales Studium des Konzeptionellen Entwerfens an der Städelschule – Staatliche Hochschule für Bildende Künste Frankfurt am Main. Seit 2008 entwickelt sie künstlerisch-gestalterische Projekte im Rahmen ihres ‚Studio for Dialogical Spaces‘ in Berlin. Von 2012 bis 2018 lehrte sie als Professorin an der Peter Behrens School of Arts Düsseldorf und seit 2018 ist sie Professorin für Raumbezogenes Entwerfen und Ausstellungsgestaltung an der Universität der Künste Berlin.
Ihre Arbeiten werden in internationalen Kontexten und Ausstellungen gezeigt; sie hat mehrere Stipendien und Preise erhalten, u.a.: Akademie Schloss Solitude Stuttgart (2007–08), Van Alen Institute New York City (2009), Nordic Artists‘ Centre Dale (2010), KHOJ International Artists‘ Association New Delhi (2011), Largo das Artes Rio de Janeiro (2015), Stiftung Bauhaus Dessau (2016) und Nida Art Colony of Vilnius Academy of the Arts (2018–19). Zu den jüngsten Projekten gehören „bodies without organs*“ (*Deleuze/Guattari) für das Liebling Haus in Tel Aviv (mit Lila Chitayat, 2020-21) oder „Accento – The City in the Piano VI“ (in Zusammenarbeit mit der Tänzerin und Choreografin Yui Kawaguchi und der Jazzpianistin und Komponistin Aki Takase, silent green Berlin, 2022).
Im Jahr 2023 war Gabi Schillig Artist-in-Residence bei Saiko Neon, Präfektur Yamanashi und Gastkünstlerin bei ACAC – Aomori Contemporary Art Center, Japan, um ihr Thema soft matters – spaces of ephemerality – künstlerische zu erforschen. Sie hatte ihre erste Einzelausstellung in Japan in der Galerie Kobo Chika in Tokyo. Im Frühjahr 2024 wurde sie eingeladen, am dai6okkan 2024 Residency Art Festival teilzunehmen, das von 6okken initiiert wurde. Im März 2025 wird sie als Artist-in-Residence nach Japan an das Space Department Nara zurückkehren, um ihre künstlerische Forschung zu topologies of softness fortzusetzen.
http://www.gabischillig.de
http://www.spacesofcommunication.de
Umrahmt wird der Vortrag von einer Performance mit Improvisationen der Schlagzeug-Spielerin Nagata Sachiko.
Frau Nagata erhielt ihr Diplom im Fachbereich Perkussion an der Tokyo University of the Arts. In den 1990er Jahren wandte sie sich von der klassischen Musik zur experimentellen Musik mit Improvisation. Zudem begann sie, die originalen Klangobjekte aufzuführen, die von den bildenden Künstlern hergestellt wurden.
1997 begegnete sie den eisernen Klanginstrumenten „Hamon“ des plastischen Künstlers Saitō Teppei, der von der Suikinkutsu (eine traditionelle japanische Klanginstallation als Gartenornament) inspiriert ist. Seitdem drückt sie ihre Klangwelt durch Hamon aus und trat in Japan sowie international, unter anderem in Paris und Brüssel, auf.
Seit 2015 ist sie Präsidentin der Baschet Association (http://baschet.jp.net/), deren Auftrag es ist, Klangskulpturen der französischen Künstlerbrüdern Baschet in Japan zu fördern.
https://nagatasachiko.com
hamon 波紋音
Diese Schlaginstrumente sind ein originales Werk des japanischen plastischen Künstlers Saitō Teppei. Jedes Stück besteht aus einem Gefäß, das mit Schmiedetechniken hergestellt und dessen Schlagfläche durch Schmelzen mit Schlitzen versehen wurde, wodurch ungestimmte, zufällige Klangfarben erzeugt werden. Aufgrund der Vorstellung, dass sich der Klang wie die Wellen eines Wassers ausbreitet, erhielt es von dem Künstler den Namen „Hamon“.


Vortrag und Konzert sind am 19.3. kostenlos.
Wie viel? Die Teilnahme an dem anschließenden Empfang mit Büfett ist kostenpflichtig.
Vorverkauf (bis 16. März, Bezahlung am 19. März möglich):
Mitglieder: ¥2.500 / Nicht-Mitglieder: ¥3.000 ¥ / Studierende: ¥1.500
Abendkasse, nur Barzahlung!
Mitglieder: ¥3.000 / Nicht-Mitglieder: ¥3.500 ¥ / Studierende: ¥2.000
Bitte erleichtern Sie unsere Planung und melden Sie sich frühzeitig,
spätestens aber bis zum 16. März über die Webseite an!
Am Samstag, den 22. März finden weitere Veranstaltuangen mit Mukai Tomoko, Nagata Sachiko und anderen statt.
Siehe Link.
