Mittwoch, 27. März 2013, 18:30–20:00 Vortrag von Franziska Kasch: Der aktuelle Übergewichtsdiskurs in Japan

Seit April 2008 gibt es in Japan eine sogenannte Bestimmungsuntersuchung, deren Ziel es ist, Betroffene des Metabolischen Syndroms zu identifizieren. Dieses, so heißt es, führe über kurz oder lang zu Krankheiten wie Diabetes oder sogar zum Tode durch Herzinfarkt oder Schlaganfall. Daher sollen nun alle Japaner zwischen 40 und 74 Jahren einmal jährlich zur Bestimmungsuntersuchung, bei der die Messung des Bauchumfangs im Mittelpunkt steht. Wer dabei zum metabo erklärt wird, soll an einer Gesundheitsunterweisung teilnehmen, die dem Betroffenen helfen soll, seinen Lebensstil zu überdenken und möglichst sein Gewicht zu reduzieren.

Doch was auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche Maßnahme der öffentlichen Gesundheit wirkt, stellt sich bei genauerer Betrachtung als problematisch heraus. So bestehen Zweifel am Nutzen der Bestimmungsuntersuchung, von der gesagt wird, dass sie Gesunde zu Patienten mache. Außerdem sei ihr Ziel in Wirklichkeit nicht die Gesundheit der Bürger, sondern lediglich, die Kosten des Gesundheitssystems zu senken, die aufgrund der Alterung der japanischen Gesellschaft explodieren. Ferner werden Zweifel an der japanischen Definition des Metabolischen Syndroms geäußert, das nicht nur in Japan unter Medizinern kontrovers diskutiert wird.

Der Vortrag wird die Hintergründe der Maßnahmen gegen das Metabolische Syndrom beleuchten und dabei auf den Übergewichtsdiskurs eingehen, der aktuell in Japan geführt wird.

Franziska Kasch hat Japanologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert und 2010 mit dem Magister abgeschlossen. Seitdem forscht sie über Körper-diskurse mit Schwerpunkt Übergewicht in Japan. Zur Zeit ist sie PhD-Studentin im Fach Klinische Philosophie an der Universität Osaka.