Mittwoch, 5. Juni 2019, 18:30–20:00 Dr. Manfred Ringhofer: „Bhutans vergessene Flüchtlingsproblematik und ihr Zusammenhang mit der GNH (Gross National Happiness)-„Philosophie“. Historischer Hintergrund und Analyse von GNH“

Bis vor einigen Jahren galt Bhutan in den meisten Medien als der glücklichste Staat der Welt, eine nicht fundierte Annahme, die weltweit unkritisch übernommen wurde. Selbst die Generalversammlung der UNO hat sich in ihrer Resolution vom 16. Januar 2013 „Happiness: towards a holistic approach to development“ (resolution 65/309) indirekt „schuldig“ gemacht, als sie ohne genaue Recherche auf Drängen der Regierung Bhutans entschied, dass die Menschen ein Recht auf Glück hätten, unabhängig vom GDP. Die Flüchtlingsproblematik sollte dadurch noch stärker in Vergessenheit geraten.

Zunächst wird die seit 1907 bestehende Monarchie vorgestellt, ihre Abhängigkeit von Indien (Colombo Plan), und die mit dem Eintritt in die UNO verbundene erfundene Bevölkerungszahl etc. Gleichzeitig wird die Glaubwürdigkeit von offiziellen Statistiken, Publikationen und Statements in Frage gestellt, Faktoren, die indirekt mit der Flüchtlingsproblematik verbunden sind.

Der Vortrag wird GNH analysieren und ihr Verwenden zum Kaschieren der Vertreibung von fast 20% der Bevölkerung, ebenso die vorangegangene Gesetzesänderung (1985), die einen Teil der lang ansässigen Bevölkerung als „non national“ klassifizierte und anlässlich der 1988 durchgeführten „Volkszählung“, kombiniert mit einer Assimilationspolitik, eine Demokratiebewegung auslöste. Nach deren Niederschlagung im Herbst 1990 sah die Regierung die Lösung in einem Landesverweis von ca. 20% der Gesamtbevölkerung.

Die folgende, auf dem tibetanischen Buddhismus der Druk-Sekte beruhende, verstärkte Assimilationspolitik richtete sich auch gegen Religionsfreiheit und führte sogar zur Eliminierung des Shabdrungs. Die Shabdrungs waren bis 1907 die theokratischen Herrscher Bhutans. Vergangene Lösungsversuche und die gegenwärtige Situation der zumeist in Drittstaaten lebenden ehemaligen Flüchtlinge, sowie die der noch in den Flüchtlingslagern Lebenden sollen zum Schluss kurz gestreift werden.

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Manfred Ringhofer, Jahrgang 1951, geb. in Wiener Neustadt (Österreich), Studium an der Universität Wien: nach dreijährigem Lehramtsstudium (Romanistik/Geschichte) Wechsel zu Japanologie. Doktorat 1980 mit einer Dissertation über die Assimilationspolitik gegenüber den Koreanern in Japan (1910-1945). Prof. an der Osaka Sangyo University. Emeritiert März 2019. Seit 1990 sind die bhutanesischen Flüchtlinge Forschungsschwerpunkt (Geschichte und Integration in Drittstaaten).

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Im Anschluss an den Vortrag findet die Eröffnung der Ausstellung von Herrn Nanbu bei einem kleinen Umtrunk statt.