Mittwoch, 1. Februar 2023, 18:30–20:00 Dr. Dr. Barbara Holthus: „Tokyo 2020/21: Ein Rückblick auf die Pandemie-Spiele“

Seitdem im Jahr 2013 Tokyo den Zuschlag als Austragungsort der Olympischen Spiele bekam, wurde das Jahr 2020 sowohl als „Ziel“ als auch als „Neuanfang“ im Land gehandelt. Japan unternahm besondere Anstrengungen zur Realisierung der eigenen Wiedererfindung. Dazu wurden die Olympischen Spiele auf verschiedenste Weise instrumentalisiert. Stellvertretend für das ganze Land erhoffte sich Tokyo, von der Weltöffentlichkeit als Hauptstadt von „Cool Japan“ und als Veranstalter der technologisch versiertesten Olympischen Spiele wahrgenommen zu werden. Auch wollte sich Japan als Land präsentieren, das seine fast 30 Jahre währenden wirtschaftlichen Auswirkungen der demographischen Entwicklung überwunden und sich wieder an die Spitze der Welt katapultiert hat. Und schließlich träumte man von der Etablierung einer neuen Freiwilligenkultur.

Shinjuku underpass© Barbara Holthus

Stattdessen aber trat das Unplanbare ein: die WHO verkündete am 11. März 2020 die Pandemie durch Covid-19, und zum ersten Mal wurden die Olympischen Spiele um ein Jahr verschoben.

Strasse Detour© Barbara Holthus

In diesem Vortrag geht es darum, diese besonderen Anstrengungen zur Wiedererfindung des Landes und die Instrumentalisierung der Olympischen Spiele mit dem zu kontrastieren, was aus diesen hehren Zielen letztendlich geworden ist. Was war Tokyo 2020/21, was bleibt – gesellschaftlich, wirtschaftlich, (infra)strukturell? Der Vortrag bietet dabei unter anderem auch Einblicke in die Pandemie-Spiele selbst, nämlich durch teilnehmende Beobachtung als „Field Cast“-Freiwillige bei den Paralympischen Spielen.

In der Volunteer Zentrale© Barbara Holthus
Uniform© Barbara Holthus

Barbara Holthus promovierte 2006 in der Japanologie der Universität Trier und im Jahr 2010 in der Soziologie der University of Hawaii at Manoa. Ihre Forschungsgebiete sind der demographische Wandel, Glück und Zufriedenheit, Familienbeziehungen sowie soziale Bewegungen. Von 2007 bis 2013 war Barbara Holthus wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ), und trat im Anschluss eine Assistenzprofessur an der Universität Wien an. Im Mai 2018 kehrte sie als stellvertretende Direktorin an das DIJ zurück. Sie ist die Hauptherausgeberin des Buches Japan through the Lens of the Tokyo Olympics, das 2020 erschien. Aktuell arbeitet sie an einem Buchmanuskript zur sich wandelnden Rolle von Haustieren in der japanischen Gesellschaft.

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