Dienstag, 2. November 2010, 18:30–20:00 Konsumierte Rebellion – Die bōsōzoku-Presse in Japan

Dieser Beitrag widmet sich der medialen Selbstdarstellung einer der auffälligsten Randgruppen in der japanischen Gesellschaft, die seit bald 50 Jahren in nahezu gleichbleibender Form ihre Ablehnung der gängigen Verhaltensnormen provokant und lautstark zum Ausdruck bringt, den als bōsōzoku bekannten Motorradgangs. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem das Magazin Champ Road, selbsterklärtes Sprachrohr dieser japanspezifischen Motorradkultur und ihrer verschiedenen Ausformungen.

Anhand der Darstellung des bōsōzoku-Phänomens und seines Umfelds in diesem Magazin sollen dabei besonders drei Punkte hervorgehoben werden:
Die für den außenstehenden Betrachter überraschend offene Selbstinszenierung einer gesellschaftlichen Randgruppe, die sich in ihrem Verhalten deutlich außerhalb des gesetzlichen Rahmens bewegt.
Der darin manifeste Katalog an Ausdrucks- und Verhaltensnormen der bōsōzoku-Szene, der sich bei weitem rigider darbietet als der des gesellschaftlichen Mainstreams, den die bōsōzoku mit ihren Provokationen in Frage stellen.
Die weitreichende Kommerzialisierung des bōsōzoku-Phänomens, in der sich offenbart, bis zu welchem Grad diese Randgruppe tatsächlich konstitutiver Teil der Gesellschaft ist, gegen die sie so ostentativ rebelliert.

Andreas Riessland ist Associate Professor an der Abteilung für Deutsche Studien der Nanzan-Universität in Nagoya und Mitarbeiter am dortigen Anthropologischen Institut. Neben dem Themenschwerpunkt Populärkultur/Werbung gilt sein Forschungsinteresse auch den Bereichen abseits des gesellschaftlichen Mainstream, unter anderem den Manifestationen der bōsōzoku-Subkultur.