Vorträge
Mittwoch, 27. Oktober 2010, 18:30–20:00 Prof. Dr. Wilfried Wunderlich: „Besser Leben in Städten. Das Hauptthema bei der Expo Shanghai“
Während die Weltaustellungen zu Beginn des Industriezeitalters (1851 London, 1873 Wien, 1900 Paris) vornehmlich den Zweck hatten, neue Industriegüter vorzustellen, stehen bei neueren Weltaustellungen (2000 Hannover, 2005 Aichi, 2010 Shanghai) Visionen für die Zukunft im Vordergrund. Angesichts der Tatsache, dass heute 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben, ist das Thema der Expo in Shanghai „Stadtplanung für besseres Leben“ gut gewählt.
In China findet seit dem letzten Jahrzehnt die Umstrukturierung von traditio-nellen Wohnvierteln zu Hochhaussiedlungen statt, die jedoch anders abläuft als in Japan. Shanghai ist das Musterbeispiel einer ostasiatischen Metropole mit enormem Bevölkerungszuwachs. Extra für die Expo wurden in einer Rekordbauzeit von zwei Jahren neun neue U-Bahnlinien eingeweiht. Shanghai ist die einzige Stadt auf der Welt, in der die Magnetschwebebahn Transrapid im Linien-Betrieb benutzt werden kann.
Das Thema Stadtplanung wird in Pavillions, die jeweils von deutschen, britischen, holländischen und chinesischen Agenturen gestaltet wurden, unter verschiedenen Aspekten behandelt. Im Pavillion „Urban Planet“ werden Umweltbelastungen bewusst gemacht, und Wege aufgezeigt, diese zu reduzieren. Im Pavillion „Urban Being“ wird die Stadt mit einem Organismus verglichen. Im Pavillion „Urbanian“ vergleicht man Stadtbewohner aus fünf Kontinenten. Der Pavillion „Urban Footprints“ zeigt Relikte mittelalterlicher Städte. Der großzügig angelegte China-Pavillion führt durch die lange Geschichte chinesischer Städte. Diese historischen Bilder schließen den Vortrag ab.
Prof. Dr. Wilfried Wunderlich ist seit 2006 Assoc. Prof. an der Tōkai Universität, Präfektur Kanagawa, Fachbereich Materialphysik, tätig und seit 2007 OAG-Mitglied. Er lebt seit 1996 in Japan und arbeitete an dem Nagoya Institute of Technology und der Nagoya Universität (2004/05). Nach dem Physik-Studium an der TU Braunschweig schloss er 1987 seine Dissertation am Max-Planck-Institut (MPI) für Metallforschung in Stuttgart ab. Nach dem ersten, dreimonatige Japan-Aufenthalt 1987 an der Tokyo Universität war er von 1988 bis 1992 beim MPI für Eisenforschung Düsseldorf und 1992/93 beim MPI für Mikrostrukturphysik in Halle/Saale beschäftigt. Auch die Städte Aachen, Kiel und Paris lernte er durch berufliche Veränderungen kennen, und so wurden Verkehrssyteme in Städten zu einem seiner Interessengebiete neben der Arbeit.