Montag, 1. November 2010, 19:00 - Sonntag, 7. November 2010, 17:00 Ausstellung: Eiko Nakao und Reinhard Voss: „Faces of Books and Men“

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„Faces of Books and Men“ zeigt Exponate der japanischen Buchdesignerin Eiko Nakao und Holzarbeiten des in Karlsruhe lebenden Bildhauers Reinhard Voss. Buchkörper und Holzreliefbild werden in diesem interkulturell und interdisziplinär angelegten Projekt zu einem unerwarteten Dialog in einen Raum gestellt.

Eiko Nakao hat eine Buchbinderei mit einem zahlreichen, auch internationalen, Schülerkreis. Sie stellt im In- und Ausland aus. Über ihre Arbeit schreibt sie:
„Bücher verschwinden allmählich, heißt es öfters in unseren Tagen – nun, zur Freude an der Lektüre des Buchs tritt die Kultur, sich an seiner Gestalt zu freuen, und das wird noch eine Weile so bleiben. Seit fast dreißig Jahren arbeite ich in meiner Buchbinderei in Osaka. Das Papier fühlen, die Schönheit der Lettern oder die Farbton-Abstimmungen von Einband, Titelseite und Stoffmuster abwägen, ist meine Arbeit und das will mit Sorgfalt getan sein; ich werde dessen, so viele Bücher ich auch mache, nicht überdrüssig. Die Buchbindekunst ist seit Jahrhunderten bis heute nahezu gleichgeblieben, ich denke, deswegen, weil sie eine Vollkommenheit erreicht hat, die Veränderungen erübrigt. Ein Buch, bei dem es schon eine Freude ist, wenn man es zur Hand nimmt oder anblickt, – solche Bücher möchte ich herstellen und dabei die Tradition dieser Machart der kommenden Generation weitergeben.“

Reinhard Voss, geboren und aufgewachsen in Schleswig-Holstein, bewegt sich in seinen Arbeiten zwischen Skulptur und Bild, häufig auch zwischen Einzelarbeit und Installation. Aus alten Möbeln gewonnenes Holz ist das Ausgangsmaterial, dem der Künstler unterschiedlichste Antlitze entlockt, welche auf ein verborgenes, immer wieder neu zu lesendes Inneres verweisen. Schemenhaft bleiben diese Köpfe stets geprägt von den Strukturen und den Materialbesonderheiten des Ausgangsholzes. Zudem ist ihre Oberfläche mit Farbe, ‚tätowierten‘ Zeichen, stofflichen Texturen versehen. Dabei wird u.a. japanisches Design miteinbezogen. Die Dramen der Liebe, denen sich einige der ausgestellten Bücher widmen, werden ebenfalls in Gestalt und Präsentation mancher Holzarbeiten Niederschlag finden.
Voss, der sein Studium der Bildhauerei von 1993 bis 1999 bei den Professoren Hiromi Akiyama und Stephan Balkenhol an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe absolvierte, war 1983 für einige Monate in Kyoto als Tischlergeselle bei Kazumasa Otani in der Holzwerkstatt Gororonki tätig. Dieser Aufenthalt in Japan hinterließ bei dem gebürtigen Norddeutschen einen prägenden und nachhaltigen Eindruck.
Einige Buchentwürfe und Relief-Köpfe berühren sich im Thema ihrer Vorlage: Liebe im frühen west-östlichen Schauspiel; aus dem Bürgergenre kommen zu Wort „Miss Sara Sampson“, „Stella“, bzw. „Tod in Sonezaki“, „Tod in Amijima“ u.a. Es wird dabei von Reiz sein, Liebe oder Trauer einer bekannten Gestalt wie Stella oder Koharu in einer Präsentation aus dem jeweils anderen Kulturkreis zu begegnen. – Nakao Eiko griff das Thema zusätzlich gern auf, da das japanische Genre eng mit ihrer Geburtsstadt Osaka verwoben ist und ihre Buchbinderei im Viertel Temma nah dem Gasthaus Temmaya steht, jenem Gasthaus, wo sich das berühmte Liebespaar Ohatsu und Tokubey traf, das vor drei Jahrhunderten einmal am Anfang des genannten Genres (im Sonezaki-Drama) gestanden hatte.
Eine Erläuterung und ältere Illustrationen werden dieses Unterthema der Ausstellung begleiten.

Ausstellungseröffnung: 1.11. (Mo): 19.00 Uhr
Mit Musik und Gedichtrezitationen, die Sie zu den ausgestellten Werken hinleiten werden.