Mittwoch, 24. Februar 2021, 18:30–20:00 Uwe Makino: „Iyomante – Das Bärenfest der Ainu. Verlauf, Bedeutung, Ursprung“

Das Bärenfest war das wichtigste Ereignis im Jahreskalender der alten Ainu-Kultur. Die Vorbereitungen waren aufwändig und kostspielig, angefangen mit der Aufzucht von Jungbären, die schließlich getötet wurden. Der Vortrag zeichnet den Verlauf des Festes nach, wobei ältere japanische Bildquellen (nach 1800), die sogenannten „Ainu-e“, sowie moderne Fotos herangezogen werden, die im Zuge eines Bärenfestes 1990 entstanden.

IMG_20200904_110240Der Bärengottheit wird Sake gespendet. Ainu-e (Ausschnitt), unbekannter Künstler. Original im Städtischen Museum Tomakomai.

Welche Bedeutung hatte das iyomante in der Gesellschaft der Ainu, und auf welchen religiösen Anschauungen beruhte es? Hier wurden nicht etwa Bären „geopfert“, wie in europäischen Reiseberichten manchmal zu lesen ist. Vielmehr handelt es sich um ein Abschickritual, das auf Vorstellungen beruht, die von Skandinavien bis nach Nordamerika nachweisbar sind. Die Frage der Verbreitung geht einher mit der Frage nach den Ursprüngen dieser besonderen Form des Abschickens von Zuchtbären. Die Forschung bewegt sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen Ethnologie, Religionswissenschaft, Archäologie sowie Tierarchäologie und Genetik.

Uwe Makino lebt seit 1990 in Japan und lehrt Deutsch als Fremdsprache an der Chuo-Universität (Tokyo). Publikationen u.a. zu Kriegsverbrechen (Nanking) und zu den Ainu (2015). 2016 war er zu Gast an der University of Victoria (British Columbia) und forschte zu den kanadischen Ureinwohnern. Neuerdings arbeitet er zur Vorgeschichte der Ainu auf Hokkaido.

Weiterführende Literatur (Zusammengestellt von Uwe Makino)
Biblio IYOMANTE

Aufzeichnung des Vortrags