Mittwoch, 18. November 2020, 18:30–20:00 Prof. Dr. Sven Saaler: „Die Helden der Nation: Statuen im öffentlichen Raum des modernen Japan“

Die Meiji-Restauration von 1868 ist ein Schlüsselereignis in der japanischen Geschichte. Sie markierte nicht nur die – zumindest formale – Wiederherstellung der Macht des Kaisers, sondern auch den Beginn der Konstruktion der japanischen Nation sowie des japanischen Nationalstaates. Das neuartige Konstrukt der „Nation“ hatte jedoch für die meisten Menschen zunächst keinerlei Bedeutung, und es erwies sich als schwierig, den abstrakten Begriff der Bevölkerung zu vermitteln und Loyalität zu den Autoritäten des neuen Staatswesens zu erzeugen.

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Statue von Saigo Takamori im Ueno-Park, 1905

Zur Durchdringung der Bevölkerung mit einem nationalen Bewusstsein bediente sich die Regierung verschiedener Maßnahmen, u.a. der Vereinheitlichung der Sprache, der kulturellen Homogenisierung, der Errichtung von neuen Schreinen und der Einführung von Geschichte als Schulfach. Große Bedeutung erlangte allerdings auch die Neustrukturierung des öffentlichen Raums und seiner Besetzung mit nationalen Symbolen, u.a. in Form von Denkmälern. Vor allem Statuen historischer Persönlichkeiten, die als Repräsentanten der Nation und ihrer Werte in wachsender Zahl aufgestellt wurden, gewannen in diesem Zusammenhang große Bedeutung. Zwischen 1880 und 1943 wurden über 800 Statuen im ganzen Land sowie in den japanischen Kolonien enthüllt; nach ihrer Zerstörung im Krieg finden sich heute mehrere Tausend Denkmäler im ganzen Land.

Welche historischen Figuren dominieren den öffentlichen Raum in Japan und welche Diskussionen begleiteten die Errichtung dieser Statuen? Welche Funktion hatten und haben diese Denkmäler? Diese und andere Fragen beantwortet Sven Saaler in seinem Vortrag zu Geschichte der Statue im öffentlichen Raum des modernen Japan.

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Statue von Hirose Takeo, Manseibashi, 1918

Dr. Sven Saaler ist Professor für moderne japanische Geschichte an der Sophia-Universität, Repräsentant der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) in Tokyo und Mitglied im Beirat der National Institutes for the Humanities (NIHU). Von 2000 bis 2005 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter des Deutschen Instituts für Japanstudien Tokyo (DIJ). Er wurde 1999 an der Universität Bonn promoviert und ist Autor und Herausgeber von zahlreichen Büchern über japanische Geschichte, u.a. Politics, Memory and Public Opinion (2005), Pan-Asianism in Modern Japanese History (2007), Japanische Impressionen eines Kaiserlichen Gesandten. Karl von Eisendecher im Japan der Meiji-Zeit (2007), Unter den Augen des Preußen-Adlers: Lithographien, Zeichnungen und Photographien der Teilnehmer der Eulenburg-Mission in Japan 1860-61 (2011), Pan-Asianism. A Documentary History (2011), Routledge Handbook of Modern Japanese History (2018) und Men in Metal. A Topography of Public Bronze Statuary in Modern Japan (2020).
Webseite des Autors/Vortragenden

2 Saaler – Men in Metal – flyer

Video-Mitschnitt

Im Anschluss kleiner Umtrunk anlässlich der KuwaNA-Ausstellung.