Mittwoch, 4. Dezember 2024, 18:30–20:00 Prof. Dr. Ina Hein: „Exophone Literatur aus Japan als Teil einer ‚neuen Weltliteratur‘“

Obwohl sich die moderne japanische Literatur im Zuge eines engen transkulturellen Austauschs entwickelt hat, dominieren Vorstellungen von ihr als einer abgegrenzten Nationalliteratur, die von japanischen AutorInnen verfasst wird, deren Muttersprache Japanisch ist und die für ein japanisches Lesepublikum schreiben. In der Gegenwart werden diese Annahmen jedoch zunehmend vom Phänomen exophoner Literatur infrage gestellt.

Dieser Vortrag diskutiert zeitgenössische literarische Texte in japanischer Sprache von AutorInnen, deren Muttersprache nicht Japanisch ist, die außerhalb Japans aufwuchsen, als Erwachsene nach Japan migrierten und bewusst Japanisch als ihre literarische Sprache wählten. Hierzu zählen Ian Hideo Levy (*1950, USA), Li Kotomi (*1989, Taiwan), Shirin Nezammafi (*1979, Iran), Yi Yang (*1964, China) und David Zoppetti (*1962, Schweiz).

Einige dieser exophonen Texte werden in dem Vortrag exemplarisch vorgestellt, und zwar zum einen hinsichtlich ihres Inhalts und zum anderen hinsichtlich der sprachlichen Strategien, die in den Werken verfolgt werden, um diese Geschichten zu erzählen.

Angelehnt an David Damroschs Ideen zur Neufassung des Konzepts einer ‚Weltliteratur‘ im Zeichen von Migration, Reisen, Bewegung und dadurch entstehenden neuen Identitäten wird gezeigt, dass diese exophonen Texte andere Welten für ein japanischsprachiges Publikum eröffnen, indem sie Begegnungen mit anderen Ländern, anderen Realitäten und anderen Sprachen ermöglichen bzw. sogar einfordern. Gleichzeitig tragen sie auf diese Weise auch zu einer Veränderung des Verständnisses von „japanischer Literatur“ bei.

Ina Hein ist seit 2010 Professorin für Japanologie mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung am Institut für Ostasienwissenschaften der Universität Wien. Sie arbeitet zur japanischen Gegenwartsliteratur, Film und unterschiedlichen Fernsehformaten. Forschungsschwerpunkte sind u.a. Gender Studies und Postcolonial Studies. Aktuell befasst sie sich mit Repräsentationen Okinawas in japanischsprachigen fiktionalen Medienformaten, Exophonie und Mehrsprachigkeit in der japanischen Literatur seit den 1990er Jahren, sowie mit Wechselbeziehungen zwischen der japanischen und den europäischen Literaturen.

WINTERZEIT!!
Zeit: 18.30-20.00 Uhr (Japan), 10.30-12.00 Uhr (MESZ)
Zoom-Link: https://us02web.zoom.us/j/88152884768?pwd=xuZ4Bd0sbjoVFbieFbb0xVMJesGo49.1
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