Vorträge
Mittwoch, 11. Dezember 2024, 18:30–20:00 Josko Kozic: „Religion als Erlebnis in Japans ‚Kulturerbe‘-Kampagne am Beispiel von Shugendō“
Im Rahmen der landesweiten Kampagne „Japan Heritage“ wurde die religiöse Tradition Shugendō, die sich auf die Verehrung von Bergen konzentriert, kürzlich ins offizielle Kampagnen-Programm von Japans Amt für kulturelle Angelegenheiten (Bunka-chō) aufgenommen. „Japan Heritage“ bewirbt kulturelle Sehenswürdigkeiten und speziell in diesem Fall auch die auf Laien ausgerichteten „Asketenworkshops“ (shugyō taiken) und vermarktet den vermeintlichen Ursprungsort des Shugendō Katsuragi touristisch. Shugendō in diesem Teil der Kampagne wird vom Referat für Kulturerbe der Präfektur Wakayama vertreten, das aktiv an der Erstellung von Informationsmaterialien sowie mehrsprachigen Webseiten mitwirkt.
Derzeit interagiert Shugendō mit nicht-religiösen Bereichen wie der Politik, insbesondere in Diskussionen über Umwelt, Nachhaltigkeit, Identität und Kulturerbe.
Der Vortrag zielt darauf ab, die Beziehungen zwischen Praktizierenden dieser Tradition und Akteuren anderer Sektoren zu untersuchen, sei es im Bereich profitbringender Kooperationen oder in Interessenskonflikten. Eine zentrale Frage bleibt dabei, inwieweit Religion Einfluss auf Politik und Umwelt nehmen kann.
Aktuelle Feldforschungen des Vortragenden sowie ein intensiver Austausch mit lokalen Interessensvertretern sollen einen umfassenden Überblick von Shugendō im Zeichen der „Japan Heritage“-Kampagne verschaffen, die ihr Angebot im Hinblick auf die Expo 2025 in Osaka weiter ausbauen möchte.
Josko Kozic, Doktorand der Religionswissenschaft (Uni Heidelberg) ist zurzeit als Gastforscher an der Sophia Universität und am Nanzan Institute for Religion and Culture tätig. Sein Forschungsgebiet umfasst Religion (insbesondere Shugendō) in Zusammenhang mit Japans aktueller Kulturpolitik. Auch der Buddhismus und Sprachen entlang der Seidenstraßenländer bilden einen Teil seines Forschungsgebiets. So war er kürzlich Volontär eines japanischen Ausgrabungsteams in Kirgistan und engagiert sich in Tokyo für die Bildungschancen junger Uiguren.