Sonntag, 25. Oktober 2009, 14:00–16:00 Besichtigung des Philosophen-Parks in Nakano

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Unter den zahlreichen Tokyoter Parks ist der Tetsugakudō-kōen in Nakano-ku sicherlich der merkwürdigste. Entstanden in den Jahren 1904-1916 und seit 1944 unter städtischer Verwaltung, wurde er als „Platz geistiger Übung“ zur Stärkung der „nationalen Moral“ von dem neo-buddhistischen Reformer und Gründer der heutigen Tōyō Universität, Inoue Enryō, konzipiert. Den Mittelpunkt des Parks bildet die „Halle der Philosophie“ (Tetsugaku-dō) – auch „Tempel der Philosophie des Tempelbergs der Moral“ (Dōtoku-san Tetsugaku-ji) genannt – in der als einer der „Vier Weisen“, gemeinsam mit Buddha, Konfuzius und Sokrates, Immanuel Kant verehrt wird. In dem umliegenden Park sind zahlreiche philosophische Begriffe (sozusagen ins Hortikulturelle übersetzt) zur Darstellung gebracht. Spirituelle Erscheinungen aus der japanischen Folklore wie Flusskobolde und Berggeister, für deren wissenschaftliche Erforschung Enryō ebenfalls Pionierarbeit leistete, tragen das ihrige (etwa im Grenzbereich des „Gartens des Spiritualismus“ zum „Park des Materialismus“) zur Erklärung bei.

Die „Halle der Vier Weisen“ (Shiseidō) sowie die anderen Hauptgebäude des Parks sind nur zweimal im Jahr für das allgemeine Publikum geöffnet: zur Zeit der Kirschblüte, für die der Tetsugakudō-kōen ebenfalls weithin bekannt ist, und um die Zeit der „Tetsugakudō-Feier“ (Tetsugakudō-sai), die die Tradition der von Inoue Enryō erstmals im Jahr 1885 an der Tokyo Universität veranstalteten „Philosophischen Feier“ (Tetsugaku-sai) fortsetzt. Die Führung wird neben einer Besichtigung dieser Gebäude einen Spaziergang über den „Gipfel der Unmittelbaren Anschauung“ und den „Hügel der Empirie“ beinhalten, einige Erläuterungen zu den 77 „Sehenswürdigkeiten“ (meisho) des Parks sowie seinen geschichtlichen Hintergründen geben und sein symbolisches Selbstverständnis als Ausdruck einer (der japanischen Kultur anvertrauten) „Synthese westlichen und östlichen Denkens“ zur Diskussion stellen.

Leitung: Michael Burtscher

Michael Burtscher hat in München Neuere und Neueste Geschichte und in Harvard Geschichte und Ostasiatische Sprachen (mit Schwerpunkt Japan) studiert. Von 2006 bis 2007 war er in Sapporo Dozent an der Hokkaido Universität. Seit 2007 ist er Associate Professor an der Tokyo Universität, wo er dem Institute for Social Science angehört, und in der Abteilung für Auslandsbeziehungen für die Veröffentlichung sozial- und geisteswissenschaftler Monographien in englischer Übersetzung zuständig ist.

Die Wegbeschreibung zum Tetsugakudō-kōen in Nakano finden Sie hier.

Weitere Informationen über den Park und die einzelnen Pavillons finden Sie im Internet (auf Japanisch) unter:
tetsugakudo.jp/top.htm
city.tokyo-nakano.lg.jp/024/99/130-midoritokouen/tetugak1.html