Mittwoch, 8. Mai 2013, 18:30–20:00 Nordkorea nach dem Atomtest und Raketenstart ‒ Bericht des deutschen Botschafters aus Pjöngjang

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Die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) hat in den vergangenen Jahrzehnten die Welt immer wieder in Atem gehalten, zuletzt durch den als Satellitenstart verbrämten Test einer Interkontinentalrakete Ende 2012 und eine unterirdische Atomexplosion im Februar 2013. Das regierende Einpartei-Militärregime mit dem Kim-Familienclan im Zentrum zeigt trotz chronisch katastrophaler Wirtschaftslage und außenpolitischer Isolation Beharrungsvermögen. Selbst Sanktionen der Vereinten Nationen haben das Regime nicht zu einem Verhalten im Einklang mit dem Völkerrecht bringen können. Drohungen gegen die USA, Südkorea und Japan gehören zum Standard-Repertoire der Machthaber eines Landes, in dem die Militär-zuerst-Politik (Songun) und die Juche-Ideologie (Autarkie) herrschen. Perspektiven für Entspannung auf der koreanischen Halbinsel sind zur Zeit nur schwer zu erkennen.

Nicht allein in Nordostasien wird dies mit Sorge verfolgt. Zugleich wird das System als Anachronismus und Kuriosum wahrgenommen. Doch was für Externe außergewöhnlich erscheint, ist für die Nordkoreaner zu einem guten Teil Normalität, in der sie sich notgedrungen einrichten müssen.

Der junge Potentat Kim Jong Un (30) deutet zwar einen neuen Stil an; jedoch gibt es allenfalls Veränderungen an der Oberfläche wie Freizeitparks und Supermärkte für die Nomenklatura sowie einige blinkend beleuchtete Hochhäuser im Zentrum Pjöngjangs. Das Stadt-Land-Gefälle ist aber erheblich und die einfachen Menschen müssen mit wenig Strom, kaum Heizung und nur dürftigen Nahrungsmitteln über die harten Winter kommen.
Echte Reformen stehen nicht auf dem Programm, würden sie doch womöglich den System-Erhalt in der 3. Generation Kim gefährden.

Der deutsche Botschafter Gerhard Thiedemann, seit 2010 in Pjöngjang, der OAG aus seiner Dienstzeit in Tokyo 2003-2006 verbunden, präsentiert aktuelle An- und Einsichten aus Nordkorea und diskutiert die Situation des Landes sowie die politischen Perspektiven.