Mittwoch, 13. Februar 2013, 19:30–21:00 Vortrag von Dr. Albrecht Rothacher: Die Beziehungen zwischen der EU und Japan: Von Handelskonflikten zur strategischen Freihandelspartnerschaft?

Die Beziehungen zwischen der EU und Japan haben sich in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch entwickelt.
In der Nachkriegszeit ein noch sehr ferner Partner, wurde Japan dank seiner damals aggressiven neomerkantilistischen Handelspolitik in den 70er und 80er Jahren zum Angstgegner der europäischen Industrie, auf den die damalige EG mit ihrer neuen gemeinsamen Außenhandelspolitik eher ambivalent, einerseits mit Anti-Dumpingverfahren und „freiwilligen“ Importbeschränkungen, andererseits mit Marktöffnungsverhandlungen und Exportförderungen nach Japan reagierte.

Mit dem Platzen der Spekulationsblase und den folgenden beiden Stagnationsjahrzehnten wurde Japan als nunmehr saturierte Volkswirtschaft in den Bedrohungsszenarien eher von China abgelöst, und das Jahrzehnt 2001-2011 gar zur Dekade der euro-japanischen Zusammenarbeit ausgerufen mit einer fast unübersehbaren Vielzahl bilateraler Koordinations- und Dialogforen, Projekte und Abkommen im Gefolge.

Die Katastrophe vom 11. März 2011 beflügelte dann den japanischen Wunsch nach einem Freihandelsabkommen mit der EU auch auf europäischer Seite, so daß in diesem Jahr die Verhandlungen aufgenommen werden können.

Dr. Albrecht Rothacher, 1955 in Erlangen geboren. Nach vier Japan-Aufenthalten von insgesamt sechs Jahren in den 80er Jahren im September 2011 Rückkehr als Gesandter Botschaftsrat an der EU Delegation Tokyo. Zwischenzeitlich Lehraufträge zur japanischen Wirtschaft und Politik in Wien und München. Buchveröffentlichungen u.a.: Demokratie und Herrschaft in Japan. Ein Machtkartell im Umbruch. München: Iudicium 2010; Die Rückkehr der Samurai. Japans Wirtschaft nach der Krise. Heidelberg: Springer 2007, sowie Herausgeber des OAG-Bandes Landwirtschaft und Ökologie in Japan. München: Iudicium 1992.