Mittwoch, 19. September 2007, 18:30–20:00 Christian Oberländer: Die „Adenauer-Formel“ in den Japanisch-Sowjetischen Friedensverhandlungen 1955/56

Japan und Deutschland verhandelten beide in den Jahren 1955/56 mit der Sowjetunion über eine Normalisierung der Beziehungen.
Wegen der Parallelen in der Situation beider Länder – Verlierer des Zweiten Weltkriegs mit Frontstellung im westlichen Lager des Kalten Kriegs – mussten in den Beziehungen mit der Sowjetunion ähnliche Probleme gelöst werden. Dennoch zogen sich die japanisch-sowjetischen Verhandlungen, die bereits im Juni 1955 begonnen hatten, bis zum Oktober 1956 über mehr als ein Jahr hin, während die deutsch-sowjetischen Gespräche während des Moskau-Besuchs von Bundeskanzler Adenauer im September 1955 binnen weniger Tage zum Abschluss führten. Diese Verhandlungen sind bisher weitgehend isoliert voneinander betrachtet worden, obwohl zahlreiche Verbindungen zwischen ihnen bestanden. Eine zentrale Rolle spielte die in Japan sogenannte „Adenauer- Formel“, mit deren Hilfe das schnelle Ergebnis der deutsch-sowjetischen Verhandlungen erreicht worden war.
Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der deutschen und der japanischen Normalisierungsverhandlungen mit der Sowjetunion und stellt die Entstehung und die Auswirkungen der „Adenauer-Formel“ für Japan dar.

Prof. Dr. Christian Oberländer, MPA (Harvard) studierte Japanologie, Medizin und Public Administration an den Universitäten Bonn, Tokyo und Harvard. Seit 2002 ist er Professor für Japanologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Auf Einladung der Universität Tokyo arbeitet er gegenwärtig an Forschungsprojekten in Japan.

Hinweis:
Im Anschluss an den Vortrag wird bei einem Umtrunk im Foyer die neueste Publikation der OAG vorgestellt und zu einem Sonderpreis verkauft.