Mittwoch, 6. Juni 2012, 18:30–20:00 Vorführung des Films Radioactivists – Proteste in Japan seit Fukushima von Julia Leser und Clarissa Seidel

Radioactivists – Protest in Japan seit Fukushima

Seit der Katastrophe vom 11. März erlebt Japan gesellschaftspolitische Erschütterungen von historischer Bedeutung. Besonders in Tokyo entstand ein Protest, der sich vor allem gegen die Regierung, Atomaufsichtsbehörde und den Energiekonzern TEPCO richtet. Straßenproteste galten hier bisher als seltener Anblick. Eine Protestkultur ist im Japan der „nuller“ Jahre quasi nicht existent. Eine Ausnahme bildet lediglich die Gruppe kreativer Aktivisten des Shirōto no ran, dem „Aufstand der Amateure“. In dem alternativen Viertel Kōenji treten sie für mehr Freiheit im öffentlichen Raum Tokyos sowie eine einfallsreiche Do It Yourself-Kultur ein. Die Aktivisten um Shirōto no ran organisierten am 10. April, knapp einen Monat nach der Katastrophe, die größte Demonstration in Japan seit den 1970er Jahren. Mehr als 15.000 Teilnehmer demonstrierten an diesem Tag gegen Atomkraft. Dabei geht es den meisten Aktivisten der japanischen Anti-Atom-Demos um mehr als den Atomausstieg. Sie wollen auch auf die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen sowie die fehlenden Freiräume für ihre persönliche Entfaltung aufmerksam machen.
Der Dokumentarfilm Radioactivists – Protest in Japan seit Fukushima setzt an dieser Stelle an, begleitet die Protestbewegung, zeigt die Hintergünde auf und lässt die kritischen Stimmen zu Wort kommen, die – nicht nur in Japan – immer lauter werden.

Julia Leser, Regie, studierte Japanologie und Politikwissenschaften an der Universität Leipzig. 2010/2011 verbrachte sie ein Auslandsjahr an der Waseda-Universität, welches durch den 11. März unterbrochen wurde.
Clarissa Seidel, Regie und Schnitt, studierte bis zum Beginn des Jahres 2011 Medien- und Kommunikationswissenschaften und interkulturelle Wissenskommunikation an der Universität Halle sowie Comunicación Audiovisual in Madrid. Während des Erdbebenkatastrophe befand sie sich auf einer Japanreise.

Aufgrund der Erfahrungen der zwei Frauen mit der Dreifachkatastrophe entstand der Film Radioactivists.

Die beiden Reporterinnen können an dem Abend leider nicht persönlich anwesend sein.