Freitag, 21. November 2008, 18:30–21:00 Besichtigung des Myōnichikan

Das Myōnichikan ist der ehemalige Gebäudekomplex der Schule Jiyūgakuen im Tokyoter Stadtteil Nishi-Ikebukuro.
Gestaltet wurde die Schule, die zunächst eine reine Mädchenschule war, Anfang der zwanziger Jahre von dem amerikanischen Star-Architekten Frank Lloyd Wright in Zusammenarbeit mit seinem Assistenten Arata Endo, gegründet wurde sie von dem Ehepaar Yoshikazu und Motoko Hani.

Frank Lloyd Wright
Der Architekt wurde im Jahr 1876 in einer Kleinstadt in Wisconsin geboren. Ohne Universitätsabschluss war er in ver-schiedenen Architekturbüros tätig, bevor er 1893 ein eigenes Atelier gründete. Er entwarf in erster Linie so genannte Prairie Houses und prägte diese Form der Architektur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts entscheidend mit. Sein Stil zeichnet sich vor allem durch eine offene Raumgestaltung, geometrisch angeordnete Formen und weit vorstehende Dächer aus. Besonderes Marken-zeichen Frank Lloyd Wrights war das Ziel, die Gebäude möglichst harmonisch in die Natur zu integrieren.
Seine Liebe zu Japan wuchs aus dem Interesse für japanische Kunst, vor allem für Farbholzschnitte. 1905 besuchte er das Land zum ersten Mal, 1913 bekam er den Auftrag, das Imperial Hotel in Tokyo zu gestalten. Den Aufenthalten folgten weitere, die Jahre 1918 bis 1922 verbrachte er bis auf wenige Unterbrechungen ausschließlich in Japan. Im Laufe seiner langen Karriere schuf Wright nur zwölf Bauwerke außerhalb Amerikas, nämlich drei in Kanada und neun in Japan. Allein anhand dieser Tatsache wird seine Vorliebe für das Land mehr als deutlich.
Frank Lloyd Wright lebte in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona, wo er 1959 starb.

Zur Geschichte des Myōnichikan
Während Frank Lloyd Wright für den Bau des Imperial Hotels in Tokyo weilte, wurde im Jahr 1921 von den Pädagogen Yoshikazu und Motoko Hani der Plan für den Bau einer Mädchenschule an ihn herangetragen. Wright, der nicht nur über seinen Assistenten Endo mit dem Ehepaar befreundet war, sondern auch angetan von deren pädagogischer Philosophie, stimmte dem Projekt zu.
So entstand das Gebäudeensemble in nur zwei Jahren, das Auditorium wurde von Arata Endo konzipiert und 1927 fertig-gestellt. Seit diesem Jahr wurde neben dem Oberschul- auch Grundschul-unterricht für Mädchen angeboten.
Den Namen Myōnichikan, der übersetzt „Haus der Zukunft“ bedeutet, trägt der Gebäudekomplex erst seit dem Umzug der Schule 1934 in das etwas westlicher gelegene Higashikurume. Im weiteren Verlauf wurde der von den Alumni genutzte Bau jedoch nicht konsequent instand gehalten und verfiel zusehends.
Lloyds Imperial Hotel wurde 1968 abgerissen. Offenbar war man sich des hohen architektonischen Wertes nicht bewusst. Und während sich für das Myōnichikan ein ähnliches Schicksal anbahnte, erkannte man den Fehler. Die Gebäude wurden schließlich nicht nur buchstäblich im letzten Moment vor der Zerstörung bewahrt, sondern 1997 gar zum „bedeutenden Kulturbesitz“ erklärt. Ab 1999 wurden sie dann im Rahmen eines überaus aufwendigen, dreijährigen Projektes restauriert, sollte doch mindestens die Hälfte der originalen Bausubstanz erhalten bleiben.
Heute ist das Myōnichikan das einzige, noch erhaltene Gebäude Frank Lloyd Wrights in Japan. Die historischen Räume können besichtigt oder auch für Veranstaltungen gebucht werden.

Die Architektur
Die Gebäude des Myōnichikan sind in einer Hufeisenform angeordnet und bestehen aus Klassenräumen, einer Bibliothek, einem Speisesaal und Verwaltungstrakten, die heute in neuem Glanz erstrahlen.
Es dominiert die für Frank Lloyd Wright charakteristische geometrische Linienführung, die das Bauwerk so außer-gewöhnlich macht. Das erhabene Haupt-gebäude wird von zwei niedrigen Seiten-flügeln eingerahmt. Die wiederkehrende hexagonale Form findet sich in den Deckenschrägen und schließlich sogar im Mobiliar. Ebenfalls typisch für seinen Stil ist die Gestaltung von hellen, geradezu von Tageslicht durchfluteten Räumen. So präsentiert sich die durch vertikale Holz-streben unterteilte Fensterfront der von innen beleuchteten Halle des Hauptgebäudes bei Dunkelheit als strahlendes Highlight.
Im Zuge der Renovierungsarbeiten wurde zur Überraschung und Freude aller Beteiligten eine farbenfroh gestaltete Wand zu Tage gefördert, die unter einer dicken Mörtelschicht verborgen lag. Sie sollte an das zehnjährige Bestehen der Schule 1931 erinnern und zeigt einen Vers aus dem Schullied.
Doch dies sind nur einige Höhepunkte des Gesamtkunstwerkes, die uns bei der Besichtigung erwarten…
Wir bekommen eine Führung durch die Räumlichkeiten und haben anschließend Gelegenheit, den Abend bei einem kleinen Umtrunk ausklingen zu lassen. Frau Roeder wird die Exkursion leiten und die Führung dolmetschen.

Wann?
Freitag, den 21. November 2008, 18.30 bis ca. 20 Uhr.
Das Gebäude ist bis 21 Uhr geöffnet.

Wieviel?
400 Yen Eintritt + Fahrtkosten. Kosten für den Umtrunk (je nach Wunsch): Tee: 200 Yen, Sake/Bier 600 Yen

Um Anmeldung wird gebeten, entweder telefonisch bei Frau Matsumoto unter 03-3582-7743 oder per Email: tokyo@oag.jp