Mittwoch, 27. April 2011, 18:30–20:00 Prof. Dr. Reinold Ophüls-Kashima: „Der realistische Modus im japanischen Film der Gegenwart – am Beispiel von Filmen der Regisseure Koreeda Hirokazu, Kawase Naomi und John Williams“

Neben den verschiedenen Filmgenres wie Melodram, Komödie, Thriller, Polizeifilm, Geschichtsfilm usw. gab es immer wieder Versuche „Wirklichkeit“ im Film sprechen zu lassen, wobei der italienische Neorealismus und die Gruppe „Dogma 95″ einiger dänischer Regisseure nur die bekanntesten Beispiele sein dürften. „Realismus“ im Film meint neben der Wahl eines bestimmten, oft auf die sogenannte soziale Realität bezogenen Sujets auch die Art und Weise, eine Geschichte zu erzählen, bei der das Zufällige, das Alltägliche, das Unspektakuläre eine größere Rolle spielen als zum Beispiel im Melodram und in der Komödie. Auch eine gewisse Sparsamkeit bei dem Einsatz technischer Mittel wie eine Vorliebe für harte Schnitte, die Benutzung einer Handkamera, Long shots oder die Verwendung von Laiendarstellern dienen dazu, einem Film einen realistischen Modus zu verleihen.

In diesem Vortrag soll am Beispiel dreier japanischer Gegenwartsfilme untersucht werden, wie der Modus des „Realismus“ im japanischen Film zum Ausdruck gebracht werden. Es handelt sich dabei um die Filme Aruite mo aruite mo (2008, engl.: Still Walking), der 2010 auch in deutschen Kinos gezeigt wurde, des inzwischen auch international bekannten jungen Regisseurs Koreeda Hirokazu (*1962), um Moe no suzaku (1997, „der rote Phönix des frischen Grüns“) der zur Zeit wohl wichtigsten Regisseurin in Japan, Kawase Naomi (*1969), und der Ichiban utsukushii natsu (2001, engl.: Firefly Dreams), der erste Spielfilm von John Williams (*1962), der in Japan lebt und arbeitet. In allen drei Filmen wird auf jeweils eigene Weise ein realistischer Modus hergestellt, der in dem Vortrag näher untersucht werden soll.

Prof. Dr. Reinold Ophüls-Kashima (1959), 1989 M.A. (Sprache und Literatur Japans, Neu- und Altgermanistik) an der Ruhr-Universität Bochum, Promotion 1996 an der FU Berlin (Titel der Publikation 1998: Yoshimoto Takaaki – ein Kritiker zwischen Dialektik und Differenz), 1991–1996 Wiss. Mitarbeiter an der FU Berlin im Bereich Japanologie (Lehrstuhl Prof. Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit), 1997–2002 Lektor für Deutsche Sprache an der Universität für Landwirtschaft u. Technik Tokyo (Tōkyō Nōkō Daigaku), seit 2002 Associate Professor und ab 2009 Professor an der Sophia-Universität/Japan. Forschungsschwerpunkte und Veröffentlichungen zu: Japanische Gegenwartsliteratur und Kritik, Diskursanalyse und Diskurstheorie, „Japanismus“ (Japanbezogene Topoi u. Kollektivsymbole), jp. u. dt. Massenkultur (Fußball, Film, Manga etc.).