Mittwoch, 13. November 2019, 18:30–20:00 Christoph Peters: „Schönheit und Gewalt ‒ Deutsche Blicke nach Japan.“ Lesung aus Herr Yamashiro bevorzugt Kartoffeln und Das Jahr der Katze

Die ,japonistischen‘ Romane von Christoph Peters haben grundverschiedene Schwerpunkte. Auf der einen Seite handeln sie von deutschen Wunschphantasien japanischer Geistigkeit und Ästhetik, Schönheit und Perfektion. So etwa, wenn ausgerechnet in einem verschlafenen Kaff an der Ostsee der berühmte japanische Ofensetzer Tatsuo Yamashiro für den deutschen Keramikkünstler Ernst Liesgang einen traditionellen Anagama-Holzbrandofen errichten soll ‒ es muss schon eine Glasur durch Ascheanflug sein. Zen-Kultur heißt hier Hingabe an die Sache und feierliche Erhabenheit; wird sie ins Land von Mettbrötchen und Schinkenhäger verpflanzt, ist Situationskomik garantiert.

Doch interessiert Peters genauso die andere, ,dunkle‘ Seite japanischer Geistigkeit, wie sie sich in der ziemlich gnadenlosen Gewalttätigkeit der Samurai, der japanischen Soldaten im 20. Jahrhundert und der Yakuza zeigt. Zu Letzteren gehört der Auftragskiller Fumio Onishi, Held des halb philosophischen, halb Tarantino-haft drastischen Krimis Das Jahr der Katze. Onishi ist das Pflaster in Berlin zu heiß geworden, nachdem er ein Massaker unter Mitgliedern der vietnamesischen Mafia angerichtet hat. Bei der Rückkehr nach Tokyo begleitet ihn seine deutsche Freundin Nikola, eine überaus selbstbewusste Fitnesstrainerin. Was passiert, wenn mit diesem Paar traditionalistisches Japan und individualistisch-emanzipatorischer Westen aufeinanderprallen? Wie sieht eine japanische Unterwelt aus, die ihre goldene Zeit hinter sich hat, doch das Olympiageschäft vor sich? Und was könnten 2019 die spezifisch deutschen Blicke nach Fernost sein?
Im Anschluss an die Lesung wird der Autor für eine Diskussion zur Verfügung stehen.

Christoph Peters, geboren 1966 in Kalkar am Niederrhein, studierte nach dem Besuch des Bischöflichen Internatsgymnasiums „Collegium Augustinianum Gaesdonck“ Malerei an der Staatlichen Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe, 1993 als Meisterschüler. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. 1999 erschien sein erster Roman Stadt Land Fluß; 2016 erhielt er den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg, 2018 den Wolfgang-Koeppen-Preis der Universitäts- und Hansestadt Greifwald.
Einführung: Markus Joch; durch die Diskussion führen Mechthild Duppel-Takayama und Mario Kumekawa.

Christoph Peters
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