Vorträge
Mittwoch, 27. November 2019, 18:30–20:00 Martin Rathmann: „Pflegerobotik in Japan“
Japan hat weltweit die höchste Lebenserwartung und mit den höchsten Anteil an älteren Menschen in der Bevölkerung. Infolgedessen ist die Sicherstellung von Pflege für den japanischen Wohlfahrtsstaat von hoher Relevanz, vor allem für eine Industrienation mit einer sehr geringen Immigration. Japanische Technokraten ziehen daher zunehmend auch unterschiedliche Technologien als mögliche Ergänzung zur traditionellen Pflege in Betracht. Insbesondere für das Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) spielt die Robotik eine zentrale Rolle.
Der Schwerpunkt dieses Vortrags liegt auf der Untersuchung der Robotik in Zusammenhang mit dem Pflegesektor. Während einige Roboter, wie der Roboterhund „aibo“ oder humanoide Roboter, wie „Geminoid HI-1“, die aussehen wie die Professoren, die sie geschaffen haben, sehr präsent in den Medien sind, gibt es nur sehr wenig Informationen über die Bemühungen und neusten Entwicklungen von Robotertechnologien in der Pflege.
Dabei bildet das Verständnis des aktuellen Stands der Roboterentwicklung in der Pflege und von tatsächlichen Anwendungsbeispielen eine wesentliche Grundlage für weitere Untersuchungen im Bereich der sozialen Akzeptanz von Technologien im Alltagsleben und in der Altenpflege.
Die Herausforderung für die Roboterentwickler und Bedürfnisse der Nutzer in der Pflege sind weltweit ähnlich, weshalb Japan wichtige Anhaltspunkte zur Bewältigung der steigenden Anforderungen in der Pflege für andere alternde Gesellschaften liefern kann.
Martin Rathmann studierte Ostasienwissenschaften mit Schwerpunkt Politik und Gesellschaft Japans an der Universität Duisburg-Essen. Nach dem Studium verbrachte er, über das JET-Programm, drei Jahre als Koordinator für internationale Beziehungen in der Verwaltung der Präfektur Tokushima. Im Anschluss ging es für seine Promotion zum Thema „Pflegerobotik in Japan“ an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und die Kyoto Universität. Seit 2019 koordiniert er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität das PADERO-Projekt im Rahmen der „Future of Work“ Kampange des BMBFs. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Themenfeld des demographischen Wandels und Technik.