Vorträge
Mittwoch, 7. Juni 2017, 18:30–20:00 Christoph Neidhart: „Ein neuer Präsident, ein neues Südkorea?“
Mit der Absetzung von Park Geun-hye ist in Südkorea eine Epoche zuende gegangen: die Zeit der Post-Diktatur. Der neue Präsident wird sein tief gespaltenes Land konsolidieren, neu orientieren und seine eigene Macht verringern müssen. Dazu das heikle asymmetrische Gleichgewicht zwischen den Einflüssen Washingtons und Pekings wiederherstellen. Und eine Nordkorea-Politik formulieren.
Park war die letzte Präsidentin jener Elite Südkoreas, die 1987, nachdem die Studenten die Demokratisierung erzwungen hatten, über Nacht ihre Mäntel wendete und sich plötzlich demokratisch gab. Die Dreistigkeit, mit der Park sich über die Gesetze hinweg gesetzt zu haben scheint, zwingt auch die Chaebol, die großen koreanischen Familienkonzerne, ihre Rolle zu überdenken: allen voran Samsung.
Gemessen an den Beträgen, mit denen sich frühere Präsidenten Südkoreas bestechen ließen, ging es dieses Mal um verhältnismäßig wenig Geld. Wie konnte es dennoch soweit kommen, daß fast 90 Prozent der Südkoreaner, auch viele Wähler Parks, ihren Sturz forderten? Wie geht es in Sükdorea weiter? Und was bedeutet das für Japan?
Zurück von den Präsidentschaftswahlen in Südkorea spricht Christoph Neidhart, über diese und weitere Fragen.
Christoph Neidhart ist seit zehn Jahren Tokyo-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung. Zuvor arbeitete er lange als Korrespondent in Moskau und vier Jahre als Visiting Scholar am „Davis Center for Russian Studies“ der Harvard University. Neidhart hat mehrere Bücher geschrieben, unter anderem Russia’s Carnival: The Smells, Sights and Sounds of Transition (Rowman & Litlefield) und Die Nudel, eine Kulturgeschichte mit Biß (Deuticke), das auch in japanischer Übersetzung erschienen ist: ヌードルの文化史 (Kashiwashobō).